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fassend, ermahnt sie die Söhne, hinweisend auf den Leich¬
nam, zum Frieden untereinander: „Streitet nicht um
vergängliche Würden, seht hier das Ende aller Herrlichkeit
dieser Welt!" —
Die Söhne bringen des Vaters Leiche nach Qued¬
linburg und bestatten sie unter dem Jammer und Weh¬
klagen des Volkes in der St. Peterskirche vor dem Altare;
so hatte es der König bei Lebzeiten gewünscht.
war schon bei Lebzeiten seines Vaters zum
^ Vr<s> Tode versammelten sich in der Pfalz zu Aachen
alle Großen des deutschen Reiches. Sie begaben
sich in die Säulenhalle, welche mit der Kirche Karls des
Großen zusammenhängt, setzten den neuerwählten König
dort auf den Thron und reichten ihm die Hand zum
Gelöbniß der Treue. Während dieses dort von den Her¬
zogen und Fürsten des Reiches geschah, erwarteten der
Erzbischos von Mainz und alles Volk die Ankunft des
Königs in der Kirche.
Als der König Otto nun eintrat in die Kirche, schritt
ihm der Erzbischof entgegen und erfaßte mit seiner Linken
die Rechte des Königs, während er selber in seiner Rechten
den Bischofsstab hielt. Also rührte er den König in die
Mitte der Kirche, wo alles Volk ihn erblicken konnte;
denn ringsumher durch die Kirche waren Galerien ange¬
bracht. Dann sprach der Erzbischof: „Seht da, ich führe
euch den von Gott erwählten, von seinem Vater zu dieser
Würde bestimmten, nun aber von allen Völkern anerkannten
König Otto vor. Wenn euch diese Wahl gefällt, so er-
12. Gtto I.) der Große.
erwählt worden. Nach seines Vaters
1. Ottos Krönung.