Rolands Tod. u 0
dabei an Gott und Christum und an seinen Willen. Nun aber werden
die Ungläubigen selbst dich hinwegnehmen, und du wirst ihuen dienen
müssen." Als Roland diese Worte sprach, schmerzte es ihn so
tief, daß er mit seinem Schwerte Durenda aus deu Marmorstein
schlug, der da errichtet war. Aber das Schwert spaltete den
Stein und zerbrach doch nicht. Dreimal versuchte es Rolaud,
aber es wollte ihm nicht gelingen, und Durenda blieb unversehrt.
Alsdann nahm Roland sein Horn und stieß mit Macht
hinein, damit die Christen, welche etwa noch aus Furcht vor den
Mauren im Walde versteckt wären, sich um ihn sammelten, oder
wenn etwa einige von denen, die das Gebirge bereits überschritten
hätten, den Ton vernähmen, daß diese zu ihm kommen, bei
seinem nahenden Ende gegenwärtig sein und dann sein Roß und
sein Schwert Durenda empfangen möchten. Er stieß aber mit
solcher Kraft in das Horn, daß es zerfprang und die Sehnen
an seinem Halse zerrissen, und daß König Karl, der schon im
Karlsthale 8 Meilen von dort entfernt war, den gewaltigen
Schall vernahm; denn die Engel des Himmels trugen ihn dahin.
Da wollte Karl sogleich zurückkehren und ihm Hilfe bringen;
aber der fchlimme Ganelon, der wohl dachte, was dort geschah,
hinderte ihn daran und sprach: „Wolle doch nicht gleich dahin
eilen; denn vielleicht ist Roland auf der Jagd und ruft feine
Gefährten zusammen: denn oft stößt er aus diese Weife ins
Horn."
Roland lag nun aber anf dem Grase ausgestreckt in heißer
Fieberglut und sehnte sich nach einem Trunk Wassers. Da kam
ein Franke daher namens Balduin, und ihn bat Roland um
einen Trunk. Balduin suchte lange, aber er sand keine Quelle,
und da er zurückkehrte und Roland schon sterbend sand, betete
er mit ihm und segnete ihn. Dann aber bestieg er eilends sein
Roß und jagte dem fränkischen Heere nach, damit einige wieder¬
kehrten und Rolands Leiche nicht in die Hände der Mauren
kommen ließen. Als Karl diese Nachricht vernahm, ward er tief
erschüttert und kehrte selbst wieder um. Da sand er selbst als
der erste seinen Neffen Roland, der unterdes, die Arme in Kreu¬
zesgestalt gelegt, allda verschieden war. Der Kaiser und alle
Franken jammerten und beklagten bitterlich den Tod des wackeren
Helden uud aller seiner Mannen. Ganelon aber ward des Ver¬
rats überwiesen und au die 4 wildesten Pserde des fränkischen
Heeres gebunden, welche ihn elendiglich zerrissen.
So erzählt der Mönch Tnrpin die Sage von Roland und
dem Tode des Verräters Ganelon; aber die beglaubigte Ge-