Full text: Das Mittelalter (Band 2)

Rolands Tod. u 0 
dabei an Gott und Christum und an seinen Willen. Nun aber werden 
die Ungläubigen selbst dich hinwegnehmen, und du wirst ihuen dienen 
müssen." Als Roland diese Worte sprach, schmerzte es ihn so 
tief, daß er mit seinem Schwerte Durenda aus deu Marmorstein 
schlug, der da errichtet war. Aber das Schwert spaltete den 
Stein und zerbrach doch nicht. Dreimal versuchte es Rolaud, 
aber es wollte ihm nicht gelingen, und Durenda blieb unversehrt. 
Alsdann nahm Roland sein Horn und stieß mit Macht 
hinein, damit die Christen, welche etwa noch aus Furcht vor den 
Mauren im Walde versteckt wären, sich um ihn sammelten, oder 
wenn etwa einige von denen, die das Gebirge bereits überschritten 
hätten, den Ton vernähmen, daß diese zu ihm kommen, bei 
seinem nahenden Ende gegenwärtig sein und dann sein Roß und 
sein Schwert Durenda empfangen möchten. Er stieß aber mit 
solcher Kraft in das Horn, daß es zerfprang und die Sehnen 
an seinem Halse zerrissen, und daß König Karl, der schon im 
Karlsthale 8 Meilen von dort entfernt war, den gewaltigen 
Schall vernahm; denn die Engel des Himmels trugen ihn dahin. 
Da wollte Karl sogleich zurückkehren und ihm Hilfe bringen; 
aber der fchlimme Ganelon, der wohl dachte, was dort geschah, 
hinderte ihn daran und sprach: „Wolle doch nicht gleich dahin 
eilen; denn vielleicht ist Roland auf der Jagd und ruft feine 
Gefährten zusammen: denn oft stößt er aus diese Weife ins 
Horn." 
Roland lag nun aber anf dem Grase ausgestreckt in heißer 
Fieberglut und sehnte sich nach einem Trunk Wassers. Da kam 
ein Franke daher namens Balduin, und ihn bat Roland um 
einen Trunk. Balduin suchte lange, aber er sand keine Quelle, 
und da er zurückkehrte und Roland schon sterbend sand, betete 
er mit ihm und segnete ihn. Dann aber bestieg er eilends sein 
Roß und jagte dem fränkischen Heere nach, damit einige wieder¬ 
kehrten und Rolands Leiche nicht in die Hände der Mauren 
kommen ließen. Als Karl diese Nachricht vernahm, ward er tief 
erschüttert und kehrte selbst wieder um. Da sand er selbst als 
der erste seinen Neffen Roland, der unterdes, die Arme in Kreu¬ 
zesgestalt gelegt, allda verschieden war. Der Kaiser und alle 
Franken jammerten und beklagten bitterlich den Tod des wackeren 
Helden uud aller seiner Mannen. Ganelon aber ward des Ver¬ 
rats überwiesen und au die 4 wildesten Pserde des fränkischen 
Heeres gebunden, welche ihn elendiglich zerrissen. 
So erzählt der Mönch Tnrpin die Sage von Roland und 
dem Tode des Verräters Ganelon; aber die beglaubigte Ge-
	        
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