Full text: Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Lehraufgabe der Oberprima) (Teil 3)

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2. Kriege Karls VI. mit der Türkei und Spanien. 
Der Türkenkrieg. 1716—1718. Wie der Kaiser durch den Spa¬ 
nischen Erbsolgekrieg einen großen Machtzuwachs gewonnen hatte, so ver¬ 
schaffte ihm auch ein Krieg mit den Türken neue Gebiete im Osten. Diese 
alten Feinde Österreichs entrissen den Venetianern Morea und erklärten 
Karl VI. den Krieg, als er sich mit Venedig verband. 
Der gefeierte Prinz Eugen, „der edle Ritter", bewährte abermals sein 
glänzendes Feldherrntalent. Er besiegte 1716 die Türken bei Peter¬ 
wardein, eroberte Temesvar, belagerte Belgrad, schlug ein starkes 1716 
türkisches Entsatzheer zurück und zwang die Festung zur Übergabe. 
Im Frieden zu Passarowitz^) trat die Pforte das Banat, den Rest 1718 
von Slawonien und große Gebiete auf der Balkanhalbinsel ab. Venedig 
verzichtete auf den Peloponnes, erhielt aber Dalmatien. 
Spanien, dessen Minister Alberoni das Finanz- und Heerwesen ver¬ 
bessert hatte, suchte den Türkenkrieg auszunutzen, um im Bunde mit Sa¬ 
voyen seine ehemaligen Besitzungen in Italien wiederzugewinnen. Frankreich, 
England und Holland verbanden sich aber mit Karl VI. zur Aufrecht- 1718 
erhaltung des Utrechtei1 Friedens. Die spanische Flotte wurde besiegt und 
das Landheer abgeschnitten. Daher schloß auch Philipp V. mit dem Kaiser 
Frieden. Savoyen mußte Sicilien gegen Sardinien vertauschen und nannte 
sich hinfort Königreich Sardinien. 
Erst nach dem Tode Eugens, gegen Ende der Regierung Karls VI., 
kämpften die Türken wieder glücklich und gewannen die im Frieden zu 
Passarowitz abgetretenen Gebiete der Balkanhalbinsel zurück. 
3. Der Polnische Thronsolgekrieg. 1733—1735. 1733- 
llm Sachsen für die Anerkennung der Pragmatischen Sanktion zu ge=1 i °5 
Winnen, unterstützte Karl die Wahl des Kurfürsten zum Könige von Polen 
nach dem Tode Augusts II., des Starken, und beteiligte sich am Polnischen 
Thronfolgekriege. 
Veranlassung. Nach dem Tode Augusts II., des Starken, wählte ein 
Teil des polnischen Adels, beeinflußt von Rußland und Österreich, August III.2), 
die große Mehrheit aber Stanislaus Leßczinski, den ehemaligen Schützling 
Karls XII. und Schwiegervater Ludwigs XV. von Frankreich. Als August III. 
mit russischer Hilfe in Warschau einzog, erklärte Frankreich, dem sich Sar¬ 
dinien unb Spanien anschlossen, den Krieg. 
Der Verlauf des Krieges war für den Kaiser recht ungünstig. Die 
Spanier eroberten Neapel und Sicilien, und die Franzosen nahmen Ober¬ 
italien und Lothringen in Besitz. 
Der Friede. Der Kaiser trat (im Frieden zu Wien) Süditalien 
*) in Serbien. 
2) Als Kurfürst von Sachsen hieß er Friedrich August II.
	        
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