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Josephs II. Tod.
die Vortheisc nicht brachte, welche er sich davon versprach.
Sein Heer litt bedeutende Verluste, besonders durch Krank¬
heiten, und ungeachtet der Kaiser sich selbst in's Lager be¬
gab, harren auch die Waffen kern Glück; es fcblte ihm die
Ruhe des großen Feldherrn. Au gleicher Zeit fing in U n-
garn Unzufriedenheit an laut zu werden, weil Joseph das
Volk, welches einst seine Mutter und ihn gerettet, in seiner
Eigenthümlichkeit, seinen Sitten, seiner Sprache, nicht
achtend behandelte; in den Niederlanden aber kam es
zur offenen Empörung. Die Geistlichkeit, das Volk, der
Adel, die Städte, alle sahen in des Kaisers raschen Derän»
derungen Eingriffe in alte Gerechtsame;^ sie griffen zu den
Waffen, und am 24 Oktober 1789 erklärten sich sogar in
einer Versamlung zu Breda die brabannschen Provinzen
für unabhängig. Fast alle Städte schlossen sich an die Un¬
abhängigen, an deren Spitze der Advokat van der Root
stand, und die östreichische Regierung sab sich genöthigt,
die Flucht zu ergreifen. Es war das Vorspiel der größeren
Dinge, die sich eben in Frankreich entzündeten. Mitten in
diesen Stürmen, von den körperlichen Anstrengungen des
türkischen Feldzuges erschüttert, noch tiefer aber gebengt
von dem herben Gefühle so vieler verfehlter Absichten und von
dem Anblicke zornig erregter Völker, starb der Kaiser, in
seinem 49sten Jahre, den 20. Februar 1790.
In den östreichischen Erbländern folgte ihm, da er keine
Kinder hintcrließ, sein Bruder Peter Leopold, bishe¬
riger Großherzog von Toscana. Die Ausgabe, die seiner
wartete, warsehr schwierig; fast allenthalben Unzufrieden¬
heit oder gar Aufruhr, Waffen und Krieg; nur die beson-
neuste Mäßigung vermochte in solchem (sturme das Steuer
des Schiffes mit Glück zu lenken. Leopold besaß diese Ruhe
und Klugheit. Die gefährlichsten Neuerungen des Vorgän¬
gers wurden aufgehoben, die Ungarn befriedigt, die Nie¬
derländer mit den Waffen und durch Bestätigung ihrer Rechte
und Verfassung zur Ruhe gebracht; im folgenden Jahre auch
der Friede mit den Türken hergestellt.
Am 30. September 1790 wurde der Stammfürst des öst¬
reichischen Hauses auch als Leopokd II. zum deutschen
Kaiser gewählt. Er hat nur in's zweite Jahr bis zum
1. März 1792 regiert, und diese kurze Regierung fiel in den
Anfang einer schweren, verhangmßvollen Zeit für Europa.
6o. Die französische Revolution.
Durch die aufiöseude Scharfe des Verstandes, welcher
Alles untersuchte und zergliederte; durch das Zusammen-