§• 62. 63. B. Die griechische Welt. 51
die Spartaner mit den Korinthern und deren Verbündeten zu führen hatten, hätte
Sparta's Ansehen vernichtet, wären nicht in derSchlacht beiMantinea die sparta- 41g.
nischen Waffen siegreich geblieben. Die Unterstützung, welche die Athener dem Bunde
von Argos gewährt hatten und ihr strenges Verfahren gegen die dorisch - lakonische
Insel M e l os, die während des Kampfes neutral geblieben war, reizte den Zorn der
Spartaner aufs Neue und versetzte dem „faulen Frieden" den letzten Stoß.
§• 62. Nicht lange nachher schickten die Athener die schönste Flotte und
das trefflichste Heer^ die je aus dem Piräeus gesegelt, unter Alcibiades, 4is.
Nicias und Lamachus nach Sicilien, um die dorische Stadt Syrakus zu
bekriegen. Dieses Unternehmen, wodurch der Stammeshaß zwischen Athen und
Sparta von Neuem entzündet ward, schlug fehl. Alcibiades wurde in seiner
Abwesenheit von seinen Feinden mehrerer Verbrechen gegen die Religion und
Staatsverfassung angeklagt und daher von der athenischen Obrigkeit schleunig
abgerufen. Nachedürstend entfloh er nach Sparta und reizte die Lacedämonier
ur Erneuerung des Kriegs wider Athen. Auf seinen Rath nahmen sie einen
esten Standpunkt in Attika, indem sie das Städtchen Dekelea besetzten und
die Getreidezufuhr aus Euböa hinderten, und schickten ihren gewandten Feld-
Herrn Gylippus mit Mannschaft den ficilischen Stammesgenossen zu Hülfe.
Dadurch nahm der Inselkrieg für die Athener einen unglücklichen Ausgang.
Der tapfere Lamachus fiel bei der Belagerung von Syrakus; die athenischen
Schiffe wurden in dem Hafen dieser Stadt vernichtet, und als Nicias und
Demosthenes, der mit Verstärkungen nachgeschickt worden war, sich mit dem Reste
des Heeres zu Lande nach der befreundeten Stadt Katana retten wollten, wurden
sie auf dem nächtlichen Zuge von den Syrakusern und den spartanischen Hülfs-
truppen überfallen und nach zwei blutigen Gefechten mit allen ihren Kriegs-
leuten gefangen genommen. Was nicht im Kampfe umkam, mußte in den Stein-
brüchen Sclavendienste verrichten. Die tapfern Führer Nicias und Demosthenes
starben auf dem Marktplatze zu Syrakus durch die Hand des Scharfrichters. 4is.
§• 63. Dunkle Gerüchte brachten die erste Kunde von dem entsetzlichen
Schlag nach Athen; und als sich die Schreckensnachricht bestätigte, war kaum
eine Familie ohne Trauer. Die athenischen Bundesgenossen fielen ab und
schlössen sich an die Feinde an; die Spartaner erneuerten den Krieg zu Land
und zu Wasser, unterstützt von dem persischen Statthalter Kleinasiens; im Innern
der Stadt Athen suchte die Aristokratenpartei die Verfassung umzustürzen und
schloß mit den Spartanern heimlich einen verräterischen Bund. Dessen-
ungeachtet hielt sich Athen noch acht Jahre gegen die Uebermacht der Feinde
und trug noch zwei bedeutende Seesiege davon. Aber keine Anstrengung war
vermögend, dem geschwächten Staat die frühere Größe wieder zu geben. Um-
sonst riefen die Athener den Alcibiades zurück, machten ihn zum Anführer
über Flotte und Heer und stürzten die Schandsäule, auf der seine Vergehen
geschrieben standen, ins Meer; auch Er konnte der athenischen Flotte den alten
Glanz nicht wieder verschaffen. Wenige Monate, nachdem er in Athen unter
dem Jubelruf des Volkes seinen Einzug gehalten und zum erstenmal wieder
den eleusinischen Festzug auf der heiligen Straße gehalten (§. 32), wurde
chm der Oberbefehl von Neuem entzogen, weil in seiner Abwesenheit sein Unter-
feldherr die Seeschlacht von Ephesus verlor. Er begab sich nach Thracien, 407*
fein Auge unverwandt auf das Vaterland gerichtet. Noch einmal leuchtete
den Athenern ein günstiger Stern. Sie gewannen bei der Inselgruppe der
^rginusen unweit Lesbos eine Seeschlacht, in welcher der spartanische 406.
Mdherr Kallikratldas umkam. Die Sieger unterließen aber nach der
Schlacht das Einsammeln der Leichen und Schiffstrümmer, weshalb sechs der
yuyrer von der athenischen Volksversammlung verurtheilt wurden, de-n Gift*
vechet- zu trinken. Zwei Jahre nachher fand auch Alcibiades in Kleinasien
lc9 die Perser einen gewaltsamen Tod. Seine Wohnung wurde auf Befehl
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