2. Der Weltkrieg bis zum Treubruch Italiens.
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nifchen Hauptstadt Serajewo, wo sie zur Truppenschau weilten, von
serbischen Mordbuben erschossen.
Die österreichische Regierung stellte fest, daß die serbischen Ver- »fcfcteg»«.
schwörergesellschasten von der königlichen Regierung in Belgrad nicht ersten Gegner,
nur geduldet, sondern geradezu ermutigt worden waren. Sie verlangte
daher ihre sofortige Unterdrückung und, da den serbischen Gerichten
nicht mehr zn trauen war, die Mitwirkung österreichischer Beamten
bei der Untersuchung gegen die Schuldigen. Nach längerem Hin und Her
lehnte schließlich das kleine Serbien die berechtigten Forderungen der
Großmacht ab, weil der Zar von Rußland Nikolaus II. dem Könige
Peter auf alle Fälle zur Seite zu treten versprach. Die Weigerung
Serbiens, das schwer beleidigte Österreich zufriedenzustellen, zwang
Kaiser Franz Joseph zur Kriegserklärung. Da jetzt Rußland sein Heer
nicht nur gegen Österreich, sondern auch gegen die deutschen Grenzen
schlagfertig („mobil") machte, so mußte unser Kaiser, der gerade da¬
mals wie alljährlich sich auf einer Nordlandsreise erholte, schnell zu¬
rückkehren und auch für das deutsche Heer die Mobilmachung anordnen.
Dabei ließ er aber kein Mittel unversucht, den Zaren von der Be¬
drohung Deutschlands abzubringen, natürlich vergeblich; denn das
ganze ruchlose Spiel war von dem Dreiverbände längst abgekartet.
Gleichzeitig mit Rußland trat auch sein Spießgeselle Frankreich mit
seinem Heere auf die deutsche Grenze, und so stand der Kaiser, der
26 Jahre ein Hort des Friedens gewesen war, am 1. August vor der
bittren Notwendigkeit, an Rußland und zwei Tage später auch an
Frankreich den Krieg zu erklären.
2. Der Weltkrieg bis zum Treubruch Italiens
(vom 1. August 1914 bis 23. Mai 1915).
Der deutsche Kriegsplan ging zunächst dahin, gegen Rußland, Der deutsche
das, wie Man glaubte, erst in einigen Wochen den Aufmarsch vollendet ftlt8e?8fcn.un*
haben würde, nur unsre Grenze zu schützen und dafür sofort mit voller
Macht auf Frankreich loszugehen. Das war freilich sehr schwierig.
Deutschland und Frankreich stoßen nämlich nur auf einer einzigen,
nicht langen Strecke zusammen, und diese durch die Mosel in Loth¬
ringen und den Wasgau (Vogesen) im Elsaß gebildete Linie ist auf
der französischen Seite mit außerordentlich starken Festungen gespickt,
so daß ein Durchbruchsversuch ziemlich aussichtslos, mindestens sehr
zeitraubend gewesen wäre. Da unser Generalstab genau wußte, daß
die Franzosen durch Belgien in unsre Rheinlande eindringen wollten,
so beschloß er, ihnen auf demselben Wege zuvorzukommen. Dursten