Full text: Vom Tode des Augustus bis zum Ausgang des Mittelalters (Teil 4)

76 Dritter Zeitraum. 
DMung6 und „höfische" 1) Dichtung genannt wurde. Unter den ritterlichen 
Dichtern, die die Frauen priesen, aber auch für die gegen das Papsttum 
kämpfenden Kaiser eintraten, war Walther von der Vogel weide, ein 
Zeitgenosse Philipps von Schwaben, der angesehenste (s. S. 65). Herrliche 
Baukunst. Kirchen erhoben sich an den Sitzen der höheren Geistlichen und sonst auch 
in den Städten. Die berühmtesten Dome waren die zu Mainz, Speyer, 
Worms (mit Rundbogen in romanischer Bauart) und Köln, die Mün¬ 
ster zn Straßburg und Freiburg im Bceisgau (mit Spitzbogen in goti¬ 
schem Baustil). 
9. Lebensweise. Die Lebensweise hatte sich mit der Zunahme der Kultur 
und dem Umsichgreifen des Ackerbaues im Lause der Jahrhunderte sehr ge- 
Nahrung. ändert. Die Hauptnahrung bestand aus Brei, Brot, Kohl, Hülsenfrüchten, 
Käse und Dörr- oder Salzfleisch. Bei dem grundbesitzenden Adel kam außer¬ 
dem noch das Wildbret dazu und die zahlreichen Hühner, die der Zinsbauer 
liefern mußte; die Geistlichkeit aß gern Fische, zu deren Aufzucht bei den 
Klöstern Fischteiche angelegt waren (Fastenspeise). Milch, Bier und bei den 
Wohlhabenderen auch „gewürzter" Wein bildeten die Getränke. — Die eng- 
Kleidung. anliegenden fränkischen Kleidungsstücke behielt man bei, übernahm aber 
aus der Fremde, aus Welschland und von den Slawen, einige neue Gewänder 
hinzu. Die Männer trugen Beinkleider, die bis an die Knie reichten und 
dann in die Strumpfhose übergingen. Stiefel und Schnabelschuhe be¬ 
deckten die Füße. Die oberen Stände hatten lange, talarartige Röcke, die 
Das Haus. unteren Klassen trugen Kittel oder Wämser. — Die Wohnhäuser wurden 
aus Holz und Lehm aufgeführt. Zum Entweichen des Rauches, der vom 
Herde aufstieg, wurde oben im Dache ein „Windauge" angebracht. Die 
Dächer bedeckte man mit Stroh oder Rohr. Die Fenster wurden bei schlechtem 
Wetter mit Tuch oder Stroh verstopft, im Winter auch mit Brettern ver¬ 
schlossen. Die Hauseinrichtung war äußerst einfach; längs der Innenwände 
lief die Holzbank, die man, wenn man nicht genug Betten besaß, als Lager¬ 
stätte zurecht machte; außerdem hatten die Bürger und Bauern nur noch 
Tische, Stühle, Truhen, tönernes oder hölzernes Geschirr, und als einziges 
Eßgerät Holzlöffel und Messer. 
1) Was am „Hofe" üblich, d. h. „höfisch" ist, wird „hübsch" genannt.
	        
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