Full text: Vom Tode des Augustus bis zum Ausgang des Mittelalters (Teil 4)

§ 27. Herrscher aus verschiedenen Häusern. 
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Vierter Zeitraum. 
Niedergang des Kaisertums und des Papsttums. 
Entstehung der Einzelstaaten in Deutschland und 
Erstarkung der nationalen Staaten in West- und 
Südeuropa. (1273—1519.) 
§ 27. Herrscher aus verschiedenen Häusern 1273—1347. 
1. Rudolf von Habsburg 1278—1291. 
In Deutschland herrschte in der Zeit des „Interregnums" solche 
Verwirrung und Unsicherheit, daß nach dem Tode Richards von Coru- 
wallis die Kurfürsten beschlossen, ohne Rücksicht aus die Ansprüche des 
noch lebenden Gegenkönigs Alfons von Kastilien (s. S. 70) einen neuen 
deutschen König zu wühlen. Um aber möglichst wenig in ihrer Will- Königswahl 
kür und Selbständigkeit gestört zu werden, sahen sie von einem mäch¬ 
tigeil Fürsten ab und erkoren nur einen mäßig begüterten Grasen, 
nämlich Rudolf von Habsburg1). Seine Familiengüter lagen im 
südlichen Elsaß und in der nordöstlichen Schweiz; hier, nahe der Mün¬ 
dung der Reuß in die Aare, stand der Stammsitz des Geschlechtes, die 
Habsburg (Habichtsburg?). König Rudolf verzichtete auf die stolzeu 
Pläne der Hohenstaufen und den trügerischen Glanz eines Deutschland 
und Italien umfassenden Kaisertums. Er wie auch die meisten seiner 
Nachfolger haben die Kaiserkrönung gar nicht mehr erstrebt; um so 
eifriger aber trachteten sie danach, ihre „Hausmacht" zu mehren. Das 
Glück begünstigte dabei Rudolf in hohem Maße. Zweimal zog er gegen 
Ottokar II. von Böhmen, der nach dem Aussterben der Babenberger 
(f. S. 71) die österreichischen Lande an sich gerissen und ihn nicht an¬ 
erkannt hatte. Auf dem Marchfelde verlor Ottokar Schlacht und ®d,Isld’t aufbem 
o r Är-i • r ’ Marchfeld 1278. 
~eben; Österreich, Steiermark und Krarn aber wurden Ru¬ 
dolfs Söhnen Albrecht und Rudolf übertragen. Damit war der 
Grün dzurhabsbur gischen Macht stellunggelegt. 
Auch für die Ordnung und Ruhe in Deutschland war Rudolf eifrig -^bebne" 
bemüht. Er suchte einen allgemeinen Landsrieden durchzuführen ’ 
und ging kräftig gegen die fehdesüchtigen und raublustigen Ritter vor. 
Zahlreiche Raubburgen am Rhein und in Thüringen wurden von ihm 
zerstört und viele von ihren Besitzern hingerichtet. 
Er starb im Jahre 1291 in Speyer, wo er auch beigesetzt 
wurde 2). 
1) Lies Schillers „Graf von Habsburg". 
2) Lies: Kerners Gedicht „Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe".
	        
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