11. Bölkcrbündniffe. — Mit der Zeit lernten die Deutschen die üblen Folgen
ihrer Uneinigkeit einsehen. Die Gaue schlossen sich zu Völkerschaften, diese wieder zu
Völkerbündnissen zusammen. Die bedeutendsten derselben waren 1. Die Alemannen.
Sie wohnten im Zehntland, in der Schweiz nnd im Elsaß. Mit ihnen verbunden war ein
Stamm der Sueben (Schwaben). 2. Die Franken (b. i. bie Freien) waren am
Unterrhein seßhaft. 3. Die Sachsen (v. i. bie Messerträger, weil sie ein kurzes, breites
Messer an einem Gurt um bie Hüfte trugen) wohnten zwischen Rhein ltrtb Elbe. Die
Goten wohnten am weitesten nach Osten. Sie waren burch ben Dnjepr in zwei Stämme
geschieben, Ostgoten unb Westgoten.
5. Die Völkerwanderung. 375 — 568.
1. Die Hunnen. — Um das Jahr 375 fielen die Hunnen aus den
Steppen Asiens in Europa ein. Sie übertrafen alle Völker an Wildheit.
Ihr schreckliches Aussehen ging über alle Beschreibung. Sie waren klein
von Gestalt, hatten schwarzes, struppiges Haar, breite Schultern und einen
dicken Kops. Das gelbliche Gesicht war voller Narben, denn den Knaben
wurden gleich nach der Geburt die Wangen geritzt, um den- Bartwuchs zu
Die Hunnen auf betn Marsche.
hindern. Die Augen lagen schiefgeschlitzt im Kopse, die Nase war platt¬
gedrückt, das Haar schwarz und struppig, die Backenknochen standen weit
hervor. Ihre Lebensweise war barbarisch. Sie aßen nur Wurzeln und
rohes Fleisch, welches sie statt eines Sattels aufs Pferd legten und mürbe
ritten. Sie trugen Kittel aus zusammengenähten Mausefellen und Hosen
aus Bockshäuten. Nicht eher wurde ihr Kleid abgelegt oder gewechselt, bis
es ihnen in Fetzen vom Leibe fiel. Häuser mieden sie wie Gräber. Auch
im fremden Laude betraten sie ohne dringende Not kein Haus, weil sie sich
in demselben nicht sicher glaubten. Niemals trennten sich die Hunnen' von
ihren kleinen, häßlichen Pferden; sie aßen, tranken und schliefen darauf.