Friedrich III. als König Friedrich I. in Preußen.
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regiert hatte, und sein Bruder Karl wurde sein Nachfolger. So wenig
nun jemand die Verbindung Spaniens mit Frankreich gewünscht hatte,
so wenig begünstigte man die Vereinigung der Spanischen und der Öfter-
reichischen Monarchie in einer Hand. Man strebte vielmehr danach, „das
europäische Gleichgewicht" der Mächte herzustellen. Der große Bund
gegen Ludwig XIV. löste sich daher auf. Man trat in Utrecht zu Ver¬
handlungen zusammen, die im Jahre 1713 zum Frieden führten. Frank-
reich und Spanien sollten, so wurde bestimmt, auf immer getrennt bleiben,
Philipp V. erhielt Spanien mit den außereuropäischen Kolonien, an
Österreich fielen die spanischen Niederlande und die ehemaligen Be-
sitznngen Spaniens in Italien. Diesem Frieden trat der Kaiser erst im
nächsten Jahre in Rastatt bei. Im Spanischen Erbfolgekriege hatten die
Engländer auch zur See mit großem Glück gefochten und ihren Kolo-
nialbesitz um Neufundland, Neuschottland, die Länder an der Hudsonbai
und Gibraltar vermehrt.
§ 146. Der Nordische Krieg. (1700—1721.) Peter der Große aus
dem Hause Romanow wurde nach dem Tode seines Vaters von den
Strelitzen, d. h. der adligen Leibwache des Zaren, mit seinem Bruder
Iwan unter Vormundschaft ihrer Schwester Sophia zum Zaren ausge-
rufen. Er wuchs unter Leitung des Genfers Lefort auf einem Landgut
auf. Durch ihn erhielt er die erste Vorstellung von der abendländischen
Kultur. Mit Leidenschaft ergab er sich dem Soldatenspiel, das er allmählich
mit immer größerem Ernste betrieb. Als Sophia ihn von der Regierung
verdrängen wollte, kam er ihr zuvor und schickte sie ins Kloster. Seit 1689
herrschte er allein (sein Bruder Iwan war geistesschwach) und versuchte mit
Hilfe Lesorts Reformen in Rußland einzuführen. Nachdem er einen Auf¬
ruhr der Strelitzen mit furchtbarer Grausamkeit niedergeschlagen hatte, trat
er eine Reise nach Deutschland, Holland und England an. Er arbeitete
selbst als Schiffszimmermann auf einer Werft bei Amsterdam. Heimgekehrt
zog er ausländische Handwerker, Künstler und Offiziere in sein Land. Als
die Strelitzen zum zweitenmal einen Aufruhr versuchten, wurden sie
blutig bestraft, ihr Korps aufgelöst und ein Heer nach europäischem Muster
gebildet.
Karl XII. war der Enkel Karls X. Gustav von Schweden und wuchs,
da er beim Tode seines Vaters Karl XI. noch unmündig war, wie Peter
in ländlicher Abgeschiedenheit aus. Der schwedische Reichsrat führte für ihn
die Geschäfte. In allen körperlichen Übungen, im Reiten, Schießen und
Fechten war er Meister, er zeigte große Mäßigkeit, genoß niemals Wein
oder andere geistige Getränke, war mit der einfachsten Nahrung zufrieden
und ertrug später die Strapazen eines Feldzuges wie der gemeinste Soldat.
Man rechnet ihn zu den großen Feldherren, aber mit seinen glücklichen Gaben
paarte sich ein Eigensinn, der bis zum Starrsinn ausartete.
Peter von Rußland und August II. von Polen schlössen mit
Dänemark ein Bündnis und verabredeten, durch gleichzeitigen Angriff
Schweden einen Teil seiner Provinzen zu entreißen. Sofort trat ihnen
Karl entgegen und nötigte zuerst die Dänen durch einen raschen Feldzug
gegen Kopenhagen zum Frieden von Travendal. Daraus führte er sein