Full text: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gegenwart (Teil 5)

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Sieggekrönten, dem sie einst Treue geschworen hatten, dem sie jetzt noch 
im innersten Herzen treu ergeben waren, denn seiner Tüchtigkeit konnten 
sie unbedingt vertrauen. Und als er erschien, ganz wie früher, als sie 
ihn sahen, dessen Winke ihnen stets Befehle gewesen waren, als sie 
ihn sprechen hörten in der kurzen, ergreifenden Weise, da umfaßte sie 
der ganze Zauber dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit, sie fühlten 
sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen. — 
Und doch war ihr Thun nichts als ein Eidbruch. Bei Absetzung 
und Abdankung Napoleons waren sie ihres Eides gegen ihn entbunden 
worden. Sie hatten Ludwig XVIII. den Schwur der Treue geleistet, 
und den brachen sie jetzt. Auch sie ließen sich von der Leidenschaft hin¬ 
reißen und bedachten nicht, was die Pflicht von ihnen forderte. 
3. Wie unterscheiden sich die beiden Sieger? — 
Blücher giebt sich ganz und ohne Nebengedanken der einen großen Aus¬ 
gabe hin, den Friedensbrecher zu besiegen und zu beseitigen. Dabei be¬ 
trachtete er Wellington als den Verbündeten, dem er unter allen Um¬ 
ständen Hülfe leisten müsse. Wellington nahm diese Hülfe an, beanspruchte 
aber die Ehre des Sieges allein. Das war unredlich und selbstsüchtig. 
4. Was meint ihr diesmal zu dem Verhalten 
des französischen Volkes? — Es zeigt sich diesmal nicht so 
wetterwendisch und undankbar wie das Jahr vorher. Diesmal muß es 
sich der Gewalt fügen — nur das Heer bewillkommnet Napoleon —, 
und es kann ihm deshalb auch kein Vorwurf darüber gemacht werden, 
daß es sich von dem Besiegten abwandte. 
III. Vergleichende Zusammenstellung. 
1. Stellt die Ereignisse der Jahre 1814 und 1815 
zusammen! — Der Feldzug in Frankreich in seinen Hauptpunkten, 
der mit der ersten Rückkehr der Bourbonen und dem ersten Pariser 
Frieden endigt, ebenso die hundert Tage, die mit der zweiten Rückkehr 
der Bourbonen und dem zweiten Pariser Frieden abschließen. Das große 
Ergebnis dieser Ereignisse ist der Sturz Napoleons. 
2. Zusammenstellung der hauptsächlich st en Be¬ 
gebenheiten im Leben Napoleons. Daraus ergiebt sich 
a) Napoleon anfangs — später — Schein — Wirklichkeit: die 
Regierung des ersten Konsuls (s. oben), die Begeisterung für ihn in 
und außerhalb Frankreichs — die Politik des rücksichtslosen Eroberers, 
des selbstsüchtigen, herrschsüchtigen, gewissenlosen Korsen; 
b) Napoleon brachte unendliches Elend über Europa, — aber auch 
Segen (s. oben „1803", die Vernichtung des alten deutschen Reichs, die 
Verbreitung des Guten, das aus der französischen Revolution entstanden 
war ^Abschaffung der Fronen, Rechtsgleichheit 2C.]), freilich ohne es zu 
wollen. 
3. Napoleons Lage nach den Niederlagen 1814 
und 1815. — Schon 1814 verlassen, 1815 noch mehr. Niemand wollte 
noch etwas von dem Frevler wissen. — Wie ganz anders das preußische 
Volk und seine Fürsten (s. oben). „Wie die Saat, so die Ernte".
	        
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