Full text: Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. (Th. 1)

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auf dessen Befehl enthauptet, Peter von seinem Anhang mit Zustimmung 
Heinrichs auf den ungarischen Thron, aber als Vasall Deutschlands, erhoben. 
Zu Stuhlweißenburg übergab er mit einer goldenen Lanze sein Reich an 
Heinrich. Das war den Ungarn schon verächtlich genug; allein keine Er¬ 
fahrung vermochte den unbesonnenen Mann vor neuen Uebereilungen zu 
warnen; er fuhr fort sein Volk durch Bevorzugung der Fremden zu reizen; 
bald kostete ihm eine neue Verschwörung des Adels den Thron, die Augen, 
das Leben (1047). Sein erwählter Nachfolger, Andreas, ließ sich als un- 
betheiligt an diesen Greuelthaten entschuldigen, Tribut und Dienstleistung 
anbieten. 
Auch Polen erkannte die Oberhoheit des deutschen Reichs an, nachdem 
Casimir, des Miesko Sohn, mit Heinrichs oder doch mit deutscher Unter¬ 
stützung den Thron seiner Väter kämpfend zurück erobert hatte. 
Eben so sehr, wie für das Ansehn des Reichs unter den benachbarten 
Völkern, war Heinrich für die innere Ruhe desselben besorgt und betrieb 
auch diese Angelegenheit mit dem ihm eigenen Schwung des Geistes. 
Italien, England, Frankreich waren in den Jahren 1028 bis 1030 von 
großen Leiden heimgesucht; Überschwemmung, Hunger, Pest wütheten und 
rafften eine große Menge von Menschen dahin. Als im Jahre 1031 bessere 
Zeiten erschienen, ergriff die Geistlichkeit Aquitaniens diesen Anlaß, um auf 
die Segnungen des Friedens in feurigen Reden hinzuweisen, den Menschen ihre 
Sünden und Leidenschaften vorzuhalten und an die Strafen Gottes in 
dieser und jener Welt zu erinnern. Die Gemüther waren für diese Er¬ 
mahnungen empfänglich, denn viele Wunden der kaum überstandenen schweren 
Zeit bluteten noch, und es entstand eine wahre Begeisterung für die Siche¬ 
rung des Friedens. Da die Sitten der Zeit einer gänzlichen Verbannung 
des Faustrechtes noch zu große Hindernisse in den Weg legten, gelang es 
doch endlich, den sogenannten Gottesfrieden (treuga Dei), als Ruhepunkt 
für die Kämpfe zwischen den Bewohnern desselben Staates festzuhalten. 
Von Mittwoch bei Sonnenuntergang bis Montag bei Sonnenaufgang, an 
hohen Festtagen, in der Fastenzeit, sollten die Waffen ruhen; wer in dieser 
Zeit den Frieden brach, sollte als Feind Gottes betrachtet, im Staate ge¬ 
ächtet, von der Kirche gebannt werden. Diese christlich-friedliche Bewegung 
der Gemüther verbreitete sich aus dem südlichen Frankreich nach Deutschland; 
der gottesfürchtige, hochstrebende König Heinrich war dafür vollkommen 
empfänglich, und als im Jahre 1043 in Deutschland eine große Hungers¬ 
noth ausbrach, ergriff er die Gelegenheit, um auf dem Reichstag zu Constanz 
in friedlich- menschenfreundlicher Gesinnung Allen vorauszugehen, durch 
Milde gegen die Menschen und Demuth gegen Gott ein schönes Beispiel 
zu geben, seinen Feinden öffentlich zu verzeihen und alle Anwesenden laut zu 
gleicher Versöhnlichkeit zu ermahnen. Es konnte, um Deutschland und zu¬ 
gleich die Macht des Königs zu heben, kein besseres Mittel geben, als 
Friede und Gesetzlichkeit, die ersten Bedingungen des Wohlstandes der Bürger. 
Es war jedoch nicht sowohl Politik, als wirkliches Herzensbedürfniß des 
Königs, für das Wohl feiner Unterthanen, für das Heil der Christenheit mit 
allen Kräften zu sorgen. Bald herrschte in dem größten Theil von Deutsch¬ 
land mehr Sicherheit und Friede, als in undenklichen Zeiten zuvor. 
Um das Überhandnehmen des Fehderechts zu erklären, muß man da¬ 
raus zurückkommen, welche gewaltsame Zeiten Deutschland seit Karl dem 
Großen zu ertragen hatte: den Bürgerkrieg der Carolinger, die Normannen, 
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