Full text: Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. (Th. 1)

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Kampf gegen Lothar und Heinrich den Stolzen zwar nicht unglücklich, aber 
doch ohne Erfolg geführt hatte. Die Entscheidung wurde aufgeschoben durch 
einen Zug nach Italien, den Lothar im Jahre 1132 unternehmen mußte. 
In Rom war um diese Zeit durch eine zwiespältige Papstwahl große 
Verwirrung. Die beiden Gewählten, Jnnocenz II. und Anaclet II., wandten 
sich an Lothar als an den mächtigsten König der damaligen Christenheit, 
um ihn jeder auf feine Seite zu ziehen. Doch Jnnocenz trug den Sieg 
davon. Für ihn wirkte namentlich der damalige Erzbifchof von Magdeburg, 
der heilige Norbert. Als Jnnocenz von dem Gegenpapste und seiner 
Partei aus Rom vertrieben wurde, brachten es die Bemühungen seiner 
Freunde_ und seine eigenen dringenden Hülserufe dahin, daß Lothar ihm die 
Wiedereinsetzung in Rom versprach. Jetzt konnte er sich nicht länger der 
Erfüllung seines Wortes entziehen, so nöthig auch seine Gegenwart in 
Deutschland gewesen wäre. Zwar gelang ihm die Wiedereinsetzung des 
Papstes nur unvollständig, denn Anaclet behauptete sich in einem Theil 
der Stadt Rom, aber er erhielt doch von seinem Freunde Jnnocenz die 
kaiserliche Krone; freilich nicht an der herkömmlichen Stelle in St. Peter, 
weil dort Anaclet waltete, sondern im Lateran. Auch gelang ihm jetzt die 
Schlichtung eines alten Streithandels zwischen der Kirche und dem Reich. 
Die Markgräfin Mathilde von Tuscien, einst die größte Fürstin in Mittel¬ 
italien und die festeste Stütze Gregors VII. und seiner Nachfolger in ihrem 
Kampfe gegen den Kaiser, hatte sterbend ihren Besitz der Kirche vermacht. 
Dies geschah im Jahre 1115. Heinrich V. hatte das Testament nicht re- 
spectirt und die ganze Verlassenschaft als heimgefallene Lehen für das Reich 
eingezogen. Nach dem Rechte dieser Zeit konnte auch Mathilde über ihre 
Reichslehen keine Verfügung treffen, unb selbst die Päpste mußten das an¬ 
erkennen. Aber bie Schwierigkeit lag gerabe barm, Sehen unb Alod von 
einander zu sondern. Es war ebenso unmöglich wie die Absonderung von 
Privat- und Reichsgut in der Verlassenschaft Heinrichs V. Jetzt belieh 
Jnnocenz II. ben neuen Kaiser mit bem Alob ber Mathilbinischen Erbschaft, 
ohne sich auf bas Einzelne einzulassen. 
Unmittelbar nach seiner Kaiserkrömmg kehrte Lothar nach Deutschland 
zurück, um den Krieg gegen die Hohenstaufen zu Ende zu führen. Wirklich 
mußten sich auch die beiden Brüder im Jahre 1135 unterwerfen, doch er¬ 
hielten sie alle ihre Würden und Besitzungen wieder zurück und waren somit 
wenigstens nicht die Besiegten. Der Kaiser hatte sich so versöhnlich gezeigt, 
weil er offenbar einsah, daß er mit einem durch Bürgerkrieg gespaltenen 
Deutschland im Rücken in Italien nichts ausrichten könne. Schon im Jahre 
1136 zog er, und diesmal mit ganz anderer Macht wie vier Jahre früher, 
nach Italien. Er und fein Schwiegersohn Heinrich der Stolze verrichteten 
dort glänzende Kriegsthaten gegen die Freunde Anaclets, namentlich gegen 
den normannischen König Roger von ©teilten, aber der Kaiser selbst hielt 
es für gerathen nach Deutschland zurückzukehren und die Beendigung des 
Kampfes feinem Schwiegersohn zu überlassen, dem er Tuscien verlieh und 
dadurch auch in Italien eine glänzende fürstliche Stellung gab. Unterwegs 
edoch starb er zu Breitenwang, einem Dorf der tiroler Alpen, am 3. De¬ 
cember 1137. 
Sein unerwarteter Tod machte Herzog Heinrichs sichere Hoffnung auf 
die Krone zu Nichte. Es trat genau der nämliche Fall ein wie nach dem 
Tode Heinrichs V., nur daß Heinrich der Stolze feiner Sache noch sicherer
	        
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