Full text: Von der Urzeit bis zum Dreißigjährigen Kriege (Teil 1)

— 94 — 
b) Trotz dieser inneren und äußeren Erstarkung des Papsttums 
war bie zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts im qamen für 
Deutschland eine friedliche Periode. 
а) Die Tridentiner Beschlüsse wurden vom deutschen Episkopat, 
der an ihnen nicht teilgenommen hatte, mit wenig Eile 
durchgeführt ober sogar Widerstand geleistet, weil man 
in einer Abweichung von der Lehre keinen genügenden 
Grund für eine dauernde konfessionelle Befehdung sah. 
ß) Der religiöse Fanatismus konnte damals um so weniger 
aufkommen, als gerade die leitenden Fürsten dieser Art 
des Denkens und Empfindens unzugänglich waren. 
Ferdinand I. (1558—1564), persönlich streng katholisch, 
dachte nicht daran, Glaubenskriege zu führen, persönliche 
Beziehungen verbanden ihn mit dem protestantischen 
Kurfürsten August von Sachsen. 
/) Maximilian II. (1564 —1576), im Herzen Protestant, 
verfolgte in erster Linie politische Ziele, die Erwerbung 
der ungarischen, böhmischen und polnischen Königskrone; 
wenn er dadurch gebunden war, seine Protestantenfreund¬ 
lichkeit zu zeigen, so hat er doch der Ausbreitung der 
evangelischen Lehre in seinen Erblanden kein Hindernis 
in den Weg gelegt. Den österreichischen Ständen ge¬ 
währte er Religionsfreiheit; die sich fast ausnahmslos 
zur Augsburger Konfession bekannten. 
б) So waren auch die mächtigsten protestantischen Fürsten, 
August von Sachsen, Joachim II. von Brandenburg, 
Christoph von Württemberg, in erster Linie auf die Er¬ 
haltung des Friedens bedacht. 
c) Die Neigung, konfessionelle Gegensätze schärfer zu betonen, 
sie unter Umständen durch weltliche Machtmittel zur Ent¬ 
scheidung zu bringen, ist im Laufe der Jahrzehnte auf 
katholischer Seite unter jesuitischem Einfluß gewachsen. 
a) Der deutsche Jesuit Peter de Hondt (Canisius) begründete 
in Köln die erste Niederlassung des Ordens auf deutschem 
Boden (1543), um den Bestrebungen des reformatorifch 
gesinnten Hermann von Wied entgegen zu arbeiten. Bald 
setzte sich der Orden auch in anderen deutschen Städten 
Wien, Ingolstadt, Trier, Mainz, Prag, München u. a. O. 
fest. Loyola gründete in Rom für das deutsche Be¬ 
kehrungswerk das collegium Germanicum (1552); der 
Bischof von Augsburg übergab seine Universität Dillingen 
den Jesuiten. 
Die entscheidende Wendung setzte in Deutschland nach 
1570 ein. Trotz der Deklaration wurde in geistlichen 
Gebieten (Fulda, Eichsfeld, Baden), die Gegenreformation 
gewaltsam durchgeführt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.