44 H. Deutschlands Klima, Wirtschafts- und Kulturlandschaften.
als die Ausfuhr deutscher, bezw. westeuropäischer Industrie-
Erzeugnisse, da diese zu sehr von der Willkür der russischen Ve-
Hörden abhängt. Verlin mit seinen großen Nachbarorten
Charlottenburg (305000 (£.), Neukölln (das alte Nixdorf,
237000 E.) und Schöneberg (173 000 E.) liegt an der Grenze
der Landschaftsgruppe des Baltischen Höhenrückens und der
deutschen Zentrallandschaften. Er ist das Zentrum des größten
und bedeutendsten ostwestlichen Straßenzuges auf deutschem
Boden; sein wirtschaftlicher Schwerpunkt neigt wohl mehr nach
Norden durch die Anziehungskraft von Hamburg durch Spree-
Havel-Elbe und von Stettin, das sich durch den „Großschiffahrt-
weg Verlin-Stettin" immer mehr zu einem Hafen Berlins
entwickeln wird, indessen sorgen für das nötige Gleichgewicht die
südlichen Ausstrahlungen nach Halle, Leipzig, Dresden, Wien,
Görlitz und Breslau.
12. Die deutschen Zentrallandschaften oder die Landschaften
am Nordfuße der deutschen Mittelgebirgsschwelle.
Der Teutoburgerwald bildet die Grenze zwischen den
westlichen und östlichen Zentrallandschaften. Die erstern umfassen
die Cölner Tieflandsbucht und die Münstersche Bucht. Die letztern,
die sich im Regenschatten des Teutoburger Waldes, des Harzes,
des Thüringer Waldes und weiter östlich bis zur russischen Grenze
ausbreiten, werden auch kurzweg als die deutschen zentralen
Wirtschaftslandschaften angesprochen. Diese Landschaften
sind schon mehr dem ozeanischen Klima entrückt, wobei nach Osten
zu das Klima immer kontinentaler wird. Als allgemeine klima-
tische Kennzeichen kann man für die östlichen Zentrallandschaften
feststellen, daß eine mittlere Jahreswärme von 8° bis 9° und eine
mittlere Aprilwärme von 7° bis 8° die gesamte Region beherrscht,
daß die letzten Fröste Mitte April eintreten und die ersten Ende
Oktober. Das ergibt eine verhältnismäßig lange Vegetations-
dauer, die einer längern Feldarbeit, besonders den Halmfrüchten
zugute kommt.
Der Ackerbau wird durch die Verbreitung des Lößes am
Nordfuß der deutschen Mittelgebirge außerordentlich begünstigt.
Fruchtbare diluviale Sande (Löß) und Lehm bedecken Vorzugs-
weise den Boden der großen Tieflandbuchten, die sich nach Sachsen
und Oberschlesien hineinziehen. In Schlesien sind 60 °/o des für
Ackerbau geeigneten Bodens mit Feldfrüchten bestellt, im benach-
Karten Posen 51 °/0. Die linke Seite der Oder, soweit sie der
schleichen Bucht angehört, ist ein hervorragendes Weizen- und
Zuckerrübenland. In der Liegnitzer Umgebung nimmt ein
ansehnlicher Gartenbau (Gurken, Kraut) weite Strecken ein. Über
die Grünberger Höhen, nahezu 52° n. Br., läuft die Polar¬