Full text: Geschichte von Offenbach a. M. und Umgegend

L Unsere Heimat zur Urzeit. 
1. Dichter Urwald bedeckte ehedem auch unsere Gegend; unsere 
Wälder sind die Reste davon. Die Namen Hainhausen, Dreieichenhain, 
Götzenhain n. s. w. erinnern noch an die weiten Eichen- und Buchen¬ 
wälder vergangener Zeiten. Ein mächtiges Laubdach — Nadelhölzer 
waren bei uns noch nicht angepflanzt — versperrte den Sonnenstrahlen 
den Durchgang; der Boden war daher feucht und sumpfig. Noch jetzt 
finden sich in unserer Gegend Überreste jener Sümpfe, z. B. der Hengster, 
die sumpfige Strecke zwischen Weißkirchen, Rembrücken, Heusenstamm 
und Obertshausen. 
2. Der Main floß nicht wie jetzt in einem einzigen eingedämmten 
Bette dahin, sondern sandte seine Wasser in mehreren Armen dem 
Westen zu. Ja, die ersten Ansänge unserer Nachbarstadt Frankfurt 
sollen auf einer Insel gestanden haben, die durch solche Mainarme ge¬ 
bildet wurde. Heute noch sind die Spuren zweier Hauptarme zu er¬ 
kennen, die sich ehemals unweit Offenbach vom Hauptstrome ablösten, um sich 
später wieder mit demselben zu vereinigen. Der eine dieser Arme zog 
links am Mühlberge hin, der andere rechts durch die Gemarkung von 
Enkheim. In den Main ergossen sich in unserer Gegend mehrere Bäche, 
wie die Namen Schnegelbach, Mühlbach, Bornbach, Gänsbach u. s. w. 
beweisen, und die Bezeichnungen Tempelsee, Landgrafensee, Bnchrain- 
weiher u. s. w. legen Zeugnis davon ab, daß sich große Wassermengen 
auch in Teichen sammelten. 
3. Schon lange vor Christi Geburt war unsere Gegend von Kelten 
bewohnt. Nach ihnen kamen die Markomannen oder Markmänner. 
Sie wurden von den Römern verdrängt. Mit diesen gerieten 
die herandrängenden Alemannen in Streit. Nach einem Kampfe in 
einem „gräßlich finstern und schauderhaften" Walde, dem spätern Reichs¬ 
bannforst von Dreieich mit dem sich anschließenden Odenwalde, zogen 
die Alemannen weiter nach Süden und machten den Burgundionen 
Platz. Diese unterlagen den Hunnen. Endlich ließen sich die Chatten, 
unsere eigentlichen hessischen Vorfahren, am Mainstrom nieder. Ein 
Teil derselben zog über den Rhein und gelangte bis zur Mündung desselben; 
die andern aber wurden von dem römischen Feldherrn Cäsar zum Still¬ 
stand gebracht; sie waren darum genötigt, sich feste Wohnsitze zu er¬ 
richten. Das geschah auch hier, sodaß die meisten Orte unserer Gegend 
von chattischen Ansiedelungen herrühren. Die Chatten vereinigten
	        
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