B. Die einzelnen Schichten (Formationen) der Erdrinde.
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Pflanzenwelt treten Farne, Schachtelhalme u. a. zurück, um so zahlreicher werden
die Laubbäume; von der Üppigkeit der Flora in jener Zeit geben uns die großen
Braunkohlenablagerungen Kunde. Im Tierreich verschwinden einzelne Familien,
Gattungen und Arten ganz oder doch größtenteils, so die Ammoniten und Belem-
niten, die großen Meer- und Flugsaurier; dafür erscheinen massenhaft und in
riesenhaften Formen Säugetiere. Von solchen sind im älteren Tertiär oder
Paläogen besonders charakteristisch das Paläotherium, das als Stammform
des Pferdes betrachtet wird, und das Anoploiherium, das an die Wiederkäuer
erinnert. Dem jüngeren Tertiär oder Neogen gehören ferner noch an gewaltige
elefantenartige Rüsseltiere (Mastodon [Fig. 17 k], Dinotherium und Rhinozeronten),
aber auch schon Antilopen, Hirsche, Biber, Pferde, Assen, Nager und Raubtiere.
Hauptgebiete der Tertiärformation sind das Pariser, das Londoner, das
Mainzer Becken. In der Wetterau wie überhaupt im nördlichen Deutschland
erscheint die Braunkohle in bedeutenden Lagern; ferner gehören hierher die
Nummulitenkalke in den Pyrenäen, Alpen, Apenninen, Karpaten, die Bernstein¬
lager des Samlandes bei Königsberg, die Steinsalzlager von Wieliczka in
Galizien, dann die Molasse (ein Sandstein), besonders in der Schweiz vielfach
vertreten, und die Nagelfluh (ein Konglomerat), die im Rigi große Mächtigkeit
erlangt.^/
Die Jetztzeit oder das anthropozoifche Zeitalter.
Die Quart'ärformationen.
Dem anthropozoischen Zeitalter gehören alle jene Formationen an, welche
feit dem Austreten, des Menschen entstanden sind. Man teilt sie ge¬
wöhnlich in ältere und jüngere Bildungen oder Diluvium1 und Alluvium2,
doch besteht keine scharfe Grenze zwischen beiden.
1. Das Diluvium.
Nach dem Ende der tertiären Periode traten aus bisher noch nicht völlig
aufgeklärten Ursachen in den physikalischen Verhältnissen der Erde große Ver¬
änderungen ein. Der Gang der Erdgeschichte in der Quartärperiobe steht jetzt
ganz unter dem Einfluß gewaltiger Klimaschwankungen. Ein mehrfacher Wechsel
von Perioden, die kälter waren als die Gegenwart, mit solchen, die klimatisch
der Gegenwart entsprachen oder sogar eine noch etwas höhere Temperatur auf¬
wiesen, zeichnet die Quartärzeit aus. Die sichtbarste Folge, der Kälteperiode war
jedesmal eine starke Größenzunahme der Gletscher, eine Eiszeit. Ausgangs¬
punkte der Vereisung waren hauptsächlich hohe Gebirge. So entsandte das
skandinavische Gebirge ungeheure Eismassen, die die Nord- und Ostsee, zwei Meere
von geringer Tiefe, ausfüllten und Norddeutschland bis zur Mitteldeutschen Ge-
birgsschwelle bedeckten. Große Eisströme erreichten von den Höhen ber Alpen
aus bereu Vorlanb. Ganz Oberschwaben war vom Rheintalgletscher, ein großer
1 Das Diluvium heißt auch das Pleistozän, vom griech. pleistos = meist,
und kainös — neu, also das meist Neue.
2 vom lat. alliiere — anspülen.
Geistbeck, Physische Erdkunde. 2