Full text: Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege

Vorwort. 
Es ist eine anerkannte Thatsache, daß alle Kinder eine 
besondere Vorliebe für „Geschichten" haben. Mäuschenstill 
lauschen schon die Kleinen, wenn ihnen die Großmutter erzählt 
vom Rotkäppchen, vom Schneewittchen, vom Dornröschen; 
gespannt merken auch die Schüler auf, wenn der Lehrer bei 
passenden Gelegenheiten eine Geschichte in seinen Unterricht 
einstreut. Wie erwärmt sich das Herz für das Schöne und 
Gute; wie nehmen sie Partei für den Helden, wie verachten, 
verdammen sie das Häßliche, den Feigling, den Faulen. Giebt 
sich die erzielte Einwirkung bereits in der Unterrichtsstunde 
in Haltung uud Geberden zu erkennen, so bemerken wir die¬ 
selbe noch in weit höherem Maße, wenn wir unsere Zöglinge 
schweigend bei ihren Spielen beobachten. Der kühnste der 
Knaben wird als Held auf den Schild erhoben. Er kämpft 
unerschrocken gegen Ungehorsame; er verschafft sich mit Leichtig¬ 
keit Gehör und seinen Anordnungen wird unweigerlich Folge 
gegeben. Diese Erscheinung können wir gewiß mit Freuden 
begrüßen, und sollte man nun meinen, daß der Unterricht in 
der Geschichte, der doch im wesentlichen in der Erzählung und 
Wiedergabe von Geschichten besteht, daß die Festlegung des 
Lehrstoffes in diesem Unterrichtssache am wenigsten Mühe 
machte. Doch hier zeigt sich alsbald der große Unterschied 
zwischen Geschichten und Geschichte. Ein jeder in der Praxis 
stehende Lehrer weiß sehr wohl, daß gerade der Geschichts¬ 
unterricht in der Mittelklasse seine bedeutenden Schwierigkeiten 
hat. Des Lehrers Pflicht ist es also, zu suchen, zu überlegen, 
wie diese Schwierigkeiten so viel wie möglich zu heben sind. 
1*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.