Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in mittleren Schulen, insbesondere für Militäranwärter- und Kapitulantenschulen

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B. Brandenburgisch-preußische Geschichte. 
XIII. Friedrich Wilhelm III. (1797-1840). 
1. Sein Charakter. 
Friedrich Wilhelm III. lebte in einer Zeit, die für die ferneren Geschicke Preußens 
und auch Deutschlands von größter Bedeutung geworden ist, indem die Ereignisse 
und Zustände jener Tage um¬ 
gestaltend auf die Zukunft wirkten. 
Die Koalitionskriege gegen Frank¬ 
reich, die Jahre der Trübsal in 
Preußen, die Befreiung vom fran¬ 
zösischen Joche und hernach die 
Wiederherstellung und Neuord¬ 
nung der staatlichen Verhältnisse, 
die Befestigung des Friedens, das 
Drängen des Volkes nach einer 
Verfassung und der Ausbau des 
Staates im Innern gaben dem 
Könige Gelegenheit zu zeigen, daß 
sein Wahlspruch: ,Meine Zeit in 
Unruhe, meine Hoffnung in Gott" 
keine leere Formel war. 
Er war ein tiefreligiöser Herr¬ 
scher, der stets das Gute wollte, 
wenn auch nicht immer erwirkte; 
das märe in der Ungunst der schweren Zeit aber auch wohl einem festem 
Willen nicht immer möglich gewesen. 
2. Oie Koalitionsftiege. 
a) Die erste Koalition (1793—1797). Die Französische Revolution, ins¬ 
besondere der frevelhafte Königsmord, veranlaßte die europäischen mächte, einen 
Bund (Koalition = Verbindung) gegen Frankreich zu schließen. Frankreich hatte 
die Niederlande besetzt, und die Österreicher begannen den Krieg mit der Wieder¬ 
eroberung Belgiens. Die Franzosen wurden bei Neerwinden geschlagen; allein 
der Sieg wurde wegen Uneinigkeit unter den Verbündeten nicht ausgenützt. 
Dem drohenden Manifest des 71 jährigen Bund^sfeldherrn, des Herzogs Karl 
Ferdinand von Braunschweig, folgten keine Taten. Diese Kundgebung verletzte 
die Nationaleitelkeit der Franzosen, und dem Wohlfahrtsausschuß in 
Verbindung mit dem begabten Kriegsminister darnot gelang es, in kurzer Zeit 
500 000 TRann zu den Waffen zu rufen. 
Die Begeisterung unter diesen mutigen jungen Republikanern war so groß, daß man 
die alte Lineartaktik, d. i. der Kampf in dicht geschlossenen Bataillonen wegen 
der Befürchtung der Fahnenflucht, aufgeben und zum Angriff in 5chützenschtoärmen 
übergehen konnte. So entstand die Tirailleurtaktik (von tirailleur = Plänkler, 
Schütze). 
Die Österreicher wurden aus den Niederlanden vertrieben und Holland zur 
Botanischen Republik gemacht (Schlacht bei Fleurus). 
Inzwischen hatten sich die Preußen über den Rhein zurückgezogen. Die 
Franzosen nahmen Speyer, EDorms, Mainz, den Schlüssel Deutschlands, pflanzten
	        
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