Object: Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg

102 Naturlehre 
angefaßt werden. Schon die Körperwärme und die Reibung können ihn ent⸗ 
zünden. Die dadurch entstandenen Brandwunden können Blutvergiftung her— 
vorrufen. Sie müssen schleunigst in starke Sodalösung getaucht werden. 
Unter dem Einflusse von Licht und Wärme kann der Phosphor eine rote 
Farbe annehmen. Roter Phosphor ist nicht giftig, entzündet sich erst bei einem 
sehr hohen Wärmegrade und leuchtet nicht im Dunkeln. 
2. Vorkommen. Wegen seiner großen Entzündlichkeit kommt der Phosphor 
in der Natur nirgends unvermischt vor. Am häufigsten findet er sich im phos⸗ 
phorsauren Kalke. Er wird durch die Wurzeln dem Getreide und den 
Hülsenfrüchten mit dem Wasser zugeführt. Mit der Pflanzennahrung gelangt 
er in den Körper der Tiere und Menschen. In ihnen baut er das Knochen⸗ 
gerüst auf. Die Knochen bestehen aus Leim und phosphorsaurem Kalke. 
Werden sie erhitzt, so verbrennt der Leim, und der phosphorsaure Kalk bleibt 
zurück. Die gebrannten Knochen werden gemahlen und mit Schwefelsäure 
übergossen. Dadurch entsteht schwefelsaurer Kalk oder Gips. Die 
schwächere Phosphorsäure wird ausgetrieben. Man vermischt sie mit Kohle 
und erwärmt das Gemenge in einer Retorte. Während sich Kohlenstoff und 
Sauerstoff zu Kohlensäure vereinigen, werden die frei gewordenen Phosphor⸗ 
dämpfe in der mit Wasser gefüllten Vorlage aufgefangen. — Warum düngt 
der Landmann seinen Acker mit Knochenmehl? 
III. Das Zündholz. 
1. Das Schwefelholz. a) Wie es entstand. Die dünnen Holzstäbchen 
wurden durch Maschinen geschnitten. Jedes wurde mit einem Ende in flüssigen 
Schwefel getaucht. Auf die Schwefelkuppe brachte man ein Phosphorköpfchen, 
das mit arabischem Gummi überzogen wurde. 
b) Wie es verging. Das Streichholz entzündete sich nur an einer rauhen 
Reibfläche. Beim Reiben wurde die Leimhülle zerrissen und der Phosphor 
entzündet. Er verband sich mit dem Sauerstoffe der Luft zu Phosphorsäure. 
Der brennende Phosphor entzündete den Schwefel, der mit dem Sauerstoffe 
der Luft schweflige Säure bildete. Zuletzt ging das Holz in Flammen 
auf. Dadurch entstanden Kohlensäure und Wasserdampf. 
2. Das schwedische Zündholz. Schwefelhölzer dürfen in Deutschland nicht 
mehr verkauft werden. Ihre Herstellung ist gesundheitsschädlich. Auch ihre 
Verwendung ist nicht ohne Gefahr. (Weshalb?) An ihre Stelle treten die 
„schwedischen“ Zündhölzer. Sie enthalten weder Schwefel noch Phosphor 
und sind deshalb nicht giftig. — Jedes Stäbchen ist in Paraffin getaucht 
(S. 97). Dadurch wird seine Brennbarkeit erhöht. Die „Kuppe“ besteht aus 
chlorsaurem Kalium. Das ist ein weißes Salz, das reich an Sauerstoff ist. 
Deshalb befördert es die Verbrennung. — Schwedische Streichhölzer ent— 
zünden sich nur an den Reibflächen. Sie sind mit rotem Phosphor und Glas— 
pulver überzogen. Durch welche physikalischen und chemischen Vorgänge wird 
das schwedische Streichholz entzündet?
	        
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