Nach Frankreich zurückgekehrt, wurde er hier mit großem Jubel aufge¬
nommen. Bald aber vertrieb er die dortige Regierung und machte sich zum
ersten Konsul des Landes. Stets folgte der Sieg feinen Fahnen, und seine
Soldaten verehrten ihn abgöttisch. Das machte ihn so kühn, daß er sich 1804 1804
zum Kaiser krönen ließ.
2. Ende des Deutschen Reiches. Im Jahre 1800 überschritt Napoleon den
Großen St. Bernhard und schlug die Österreicher bei Mareugo. Im Frieden
mußte Deutschland das ganze linke Rheinufer an Frankreich abtreten. Um die
Fürsten, die dort Besitzungen verloren hatten, zu entschädigen, gab er ihnen
geistliche Fürstentümer und reichsunnüttelbare Städte diesseits des Rheins.
Sämtliche geistliche Herrschaften in Deutschland bis auf drei verloren so mit
einem Schlage ihren weltlichen Besitz und ebenso sämtliche Reichsstädte bis auf
sechs ihre Selbständigkeit. Als Napoleon Kaiser geworden war, wollte er sich
zum Herrn von ganz Europa machen. Es verbanden sich darum die Engländer,
Russen und Österreicher gegen ihn. Die Engländer vernichteten seine Flotte bei
Trafalgar, wo Admiral Nelson, der tapfere Anführer der Engländer, den
Heldentod fand. Die Russen und Österreicher aber schlug Napoleon in der Drei-
kaiserschlacht bei Austerlitz (1805). Im Frieden mußte Österreich Vs seines
Landes abtreten, u. a. auch Tirol an Bayern. Nun war Napoleons Streben
darauf gerichtet, auch die Macht des altersschwachen Deutschlands zu brechen.
Im Jahre 1806 stiftete er den sogenannten Rheinbund. 16 deutsche Staaten
(Bayern, Württemberg, Baden, Darmstadt, Nassau u. a.) traten dem Bunde bei
und stellten sich damit unter den Schutz Napoleons. Viele kleinere Reichsfürsten,
deren Gebiet im Bereiche dieses Rheinbundes lag, wurden ihrer landesherrlichen
Rechte entkleidet und Untertanen der ihnen Nächstliegenden Rheinbundstaaten.
Infolge dieser Vorgänge legte Franz II., der 49. Kaiser Deutschlands, die
deutsche Kaiserkrone nieder und führte fortan nur den schon 1804 ange¬
nommenen Titel „Kaiser von Österreich". Damit hatte das morsche, beinahe
tausendjährige „Heilige Römische Reich Deutscher Nation" sein Ende erreicht.
4. friedricb ÖCUlbelm III. 1797—1840.
a) Friedrich Wilhelm und Luise.
1. Jugend. Friedrich Wilhelm III. wurde zur Zeit Friedrichs d. Gr., seines
Großoheims, geboren. Dieser hatte den jungen Prinzen sehr lieb. Einst be¬
gegnete er ihm im Garten zu Sanssouci und forderte ihn auf, ihm eine fran¬
zösische Fabel zu übersetzen. Der Prinz übersetzte vortrefflich, und der König
lobte ihn dafür. Friedrich Wilhelm wollte jedoch ein unverdientes Lob nicht an¬
nehmen, sondern sagte: „Ich habe aber die Fabel erst kürzlich bei meinem Lehrer
übersetzt." Da leuchtete das Auge des Königs hell auf. Er streichelte dem
Prinzen die Wangen und sagte: „So ist's recht, lieber Fritz, nur immer ehrlich
und ausrichtig. Wolle nie scheinen, was du nicht bist; sei stets mehr, als du
scheinst." Und indem sie weiter gingen, fuhr der König nachdenklich fort: „Fritz,
werde etwas Tüchtiges. Es wartet Großes auf dich. Ich fürchte, du wirst
einmal einen schweren, bösen Stand haben. Wache über unsere Ehre unb
unseren Ruhm. Begehe feine Ungerechtigkeit. Dulde aber auch keine." Dann
reichte er ihm die Hand und sagte: „Fritz, vergiß diese Stunde nicht!"