Full text: Geschichte für mecklenburgische Schulen

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Non der ©rossen Armee erreichten nur etwa 30000 Mann, halb erfroren 
unb verhungert, bie polnische Grenze. Von ben 1700 Schweriner gruppen 
kamen am 21. Dezember (1812) 35 Mann — Offiziere eingerechnet — nach 
Königsberg. Im Januar 1813 erreichten sie in bejammernswertem Zustanb bte 
Heimat. Von ben Streichern waren noch weniger übriggeblieben. Später kamen 
noch etwa 80 Mecklenburger aus russischer Gefangenschaft zurück. — Über bte 
Zeit, „as bat Takeltüg, be Franzosen, nt Rußlaub ttüggkamen wir, un as stk 
bat all bi uns so rögen würb," erzählt Fritz Reuter in: „ilt be Franzosenüb . 
7. York. Als ber General York, ber mit bem preußischen Hilssheere in 
bett Ostseeprovinzen staitb, bie Nachricht von bem schmählichen Enbe bes franzö¬ 
sischen Hauptheeres erfuhr, erfüllte Freube seine Brust. Nur rntt Wiberwillen 
hatte er für bte Sache ber Franzosett gekämpft, ^etzt hielt ev ihn nicht länger. 
Am Weihnachtsabend trat er mit beut russischen General Diebitsch in Unterhanb- 
lnngen, bie bamit enbeten, baß York sich von ben Franzosen trennte. Seine 
Offiziere jubelten ihm zu. Er zeigte bem König von Preußen seinen Entschluß 
an unb schrieb babei: „Ew. Majestät lege ich willig meinen Kopf zu Füßen, 
wenn ich gefehlt haben sollte. Ich würbe mit ber sreubigen Beruhigung sterben, 
wenigstens nicht als treuer Untertan unb wahrer Preuße gefehlt zu haben." 
Als ber König biefen Brief empfing, soll er ausgerufen haben: „Ta möchte 
eilten ja ber Schlag treffen!" York würbe feines Kommanbos entsetzt. Der 
Abjutant aber, ber ihm biesen Befehl überbringen sollte, würbe von ben Russen 
aufgefangen unb festgehalten, unb so blieb York aus seinem Posten. — Der 
König verlegte balb barans seine Residenz nach Breslau. 
g) Die Befreiungskriege. 
1. Erhebung. Jetzt schien die Zeit gekommen, das Joch Frankreichs ab¬ 
zuschütteln; das fühlte jeder. In Ostpreußen begann die Erhebung, bie Stein 
unb York leiteten. Die Provinz, obwohl gänzlich verarmt, brachte bas größte 
Opfer, bas je ein bentfches Lanb gebracht hat: sie rüstete ans eigene Kosten 
30000 Mann ans. Auch ber König faßte Mut unb erklärte, nachdem er sich 
mit Rußland verbündet hatte, 1813 an Frankreich den Krieg. Am 17. März 
erließ er von Breslau aus den Aufruf: „An mein Volk!" und von allen 
Seiten strömte alt und jung, reich und arm herbei. Sie wollten das Vaterland 
retten oder mit Ehren untergehen. „Das Volk steht aus. • Der Sturm bricht 
los." Die Studenten verließen die Lehrsäle, die Gesellen die Werkstätten. Jüng¬ 
linge, die kaum dem Knabenalter entwachsen waren, und Männer, die sich be¬ 
reits dem Greiseualter näherten, eilten zu den Waffen. Ein Bauer brachte ein 
Pferd und sagte: „Fünf haben mir die Franzosen gestohlen, das sechste will ich 
ihnen nachschicken." Der Freiherr von Lützow bildete zu Breslau eine Frei¬ 
schar, die sich aus den vornehmsten Jünglingen zusammensetzte. Man nannte 
sie „die Schar der Rache". Ihre schwarze Uniform deutete die Trauer um das 
geknechtete Vaterland an. Auch der Dichter Körner (S. 130), der Sänger von 
„Lützows wilder, verwegener Jagd", gehörte ihr an. Wer kein Geld hatte, legte 
seine Schmucksachen aus ben Altar bes Vaterlanbes. So würben 160000 golbene 
Trauringe eingesanbt. Dafür erhielten bie Geber eiserne mit ber Inschrift: 
„Golb gab ich für Eisen 1813." 
1813
	        
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