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3. Kämpfe in Italien, a) Veranlassung. Seit Otto I. war der Kaiser
Lehnsherr der Lombardei. Die lombardischen Städte waren durch Handel mit
Deutschland und dem Morgenlande reich geworden, hatten die umliegenden Ge¬
biete unterworfen und bildeten nun kleine selbständige Staaten. Dem Kaiser
wollten sie nicht mehr gehorchen. Die Stadt Mailand hatte sogar einen Brief
Friedrichs, worin er ihr verbot, die benachbarten Städte mit Gewalt zu unter¬
werfen, zerrissen und in den Kot getreten. Mit einem kleinen Heere stieg der
Kaiser über die Alpen, zerstörte drei feindliche lombardische Städte, ächtete Mai¬
land und zog dann nach Rom.
b) Kaiser und Papst. Auf dem Wege dahin kam der Papst Hadrian,
den eine Empörung aus Rom vertrieben hatte, zu ihm und bat um seinen
Schutz. Friedrich wünschte mit dem Papste in Frieden zu leben; denn in der
Einigkeit zwischen Kaiser und Papst sah er das Heil der Christenheit. Er empfing
ihn daher aufs freundlichste und sagte ihm Hilfe zu. Bei der Zusammenkunft
hatte sich der Papst auf einem Thronsessel niedergelassen. Friedrich warf sich,
wie es Herkommen war, vor ihm nieder, küßte ihm die Füße und erwartete
nun von ihm den Friedenskuß. Der Papst aber verweigerte ihm diesen, weil er
ihm sein Pferd nicht am Zügel geführt und beim Absteigen den Steigbügel
nicht gehalten hatte. Als einige der anwesenden älteren Fürsten erklärten, dies
sei ein altes Recht der Päpste, versprach Friedrich, ihm beim Abzüge diese
Marschallsdienste zu leisten, sagte jedoch scherzend: „Ich werde es nur ungeschickt
machen, denn ich bin noch nie Stallknecht gewesen." Er erhielt nun den Frie-
densknß vom Papste, und beide zogen nach Rom.
c) Kaiserkrönung. In Rom wurde Friedrich vom Papste ohne Wissen
der Römer zum Kaiser gekrönt. Auf die Kunde davon überfielen die Römer die
feiernden Deutschen. Der Kaiser und die Fürsten sprangen vom Krönungsmahle
ans und trieben in Straßengefechten die Menge über die Tiberbrücke zurück. In:
Getümmel stürzte der Kaiser vom Pferde. Da eilte Heinrich der Löwe herbei
und rettete ihn mit eigener Lebensgefahr. Friedrich nahm dem Löwen den
Helm vom Kopfe, wischte ihm mit der Hand das Blut aus dem Gesichte und
sagte: „Ich gedenke dir's!"
Bei der Heimkehr nach Deutschland versuchte Verona dem Heere Verderben zu
bereiten. An einer Stelle im Etschtale, wo der Fluß und hohe Felswände nur eiueu
schmalen Saumpfad lassen, hatten verwegene Männer eine Burg besetzt und sperrten den
Weg. Der tapfere Otto von Wittelsbach erklomm mit seinen an das Klettern ge¬
wöhnten Leuten die steile Felswaud. Einer stieg über die Schultern der anderen wie
auf einer lebendigen Leiter. Lanzen dienten als Bergstock. So erreichten sie die Höhe.
Die Wegelagerer endeten am Galgen.
d) Mailands Zerstörung. Noch fünf „Römerzüge" unternahm Friedrich.
Auf dem zweiten Zuge belagerte er die widerspenstige und stolze Stadt Mai¬
land. Die Bürger leisteten tapferen Widerstand. Endlid) zwang sie jedoch der
Hunger, sich aus Gnade oder Ungnade zu ergeben. Ant nächsten Morgen kamen
der Bürgermeister und die vornehmsten Edelleute in das Lager des Kaisers.
Sie alle gingen barfuß und trugen bloße Schwerter anf dem Nacken. Ihnen
folgten in langen Büßerhemden 300 Ritter, die dem Kaiser die Stadtschlüssel
und die Fahnen überbrad)ten. Zuletzt kam das Volk mit Stricken um den Hals,
als ginge es zum Galgen. Alle knieten demütig vor dem Kaiser. Doch dieser