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IX. Mecklenburg und Germanien im Hliftelalfer.
Erfindungen und Entdeckungen.
i. Unfriede in den mecklenburgischen Landen. Die Dänen.
1. Kämpfe um die Vorherrschaft. Wenn auch die Wenden ganz unterjocht waren,
so kam das Land doch nicht zur Ruhe. Pribislaws Sohn (Heinrich Burwy) und dessen
Vetter (Nikolaus) stritten um die Herrschaft. Diese innere Zerrissenheit schwächte das
Land so sehr, daß es dem mächtigen Dänenkönige (Kanut) leicht wurde, sich die Strei¬
tenden untertänig zu machen. Er benutzte sie dann zur Vertreibung eines Grafen (Adolf
von Dassel), welcher sich der Herrschaft Ratzeburg bemächtigt Hatte. Dieser wurde (1201)
in der Schlacht bei Waschow in der Nähe von Wittenburg geschlagen. Nikolaus aber
fiel und Heinrich bekam sein Land (Rostock). — Der Nachfolger Kanuts, Waldemar II.
von Dänemark, sah Mecklenburg ganz als sein Eigentum an. Einen Teil der Grafschaft
Schwerin ließ er beim Tode des Grafen Guuzelin II. ohne weiteres besetzen. Aber er
sollte seinen Meister in des Grafen Bruder, in Heinrich dem Schwarzen, finden. Der
kehrte 1222 von einer Pilgerfahrt zurück („Heiliges Blut" in der Blutskapelle zu Schwerin).
Heimlich machte er sich auf den Weg nach Dänemark. Er bemächtigte sich des Königs
Waldemar, als dieser sich bei einem Jagdfeste sinnlos betrunken Hatte, und brachte ihn
nach der Feste Dannenberg. Ganz Deutschland freute sich über den gelungenen Streich.
Dann wurden die Dänen bei Mölln geschlagen. Waldemar mußte zwei Millionen Mark
zahlen, allen deutschen Boden bis aus Rügen herausgeben und drei seiner Söhne als
Geiseln stellen. Er kam dafür frei und wollte sich nun rächen. Heinrich und seine Ver¬
bündeten aber schlugen ihn in der Schlacht bei Bornhöved 1227 gänzlich.
2. Landesteilung um 1230. Heinrich Bnrwys vier Enkel teilten sein Land unter
sich. Johann erhielt das Land Mecklenburg (den Nordwesten, das Gebiet um die Wis-
marsche Bucht und den Schweriner See), Nikolaus das Land Güstrow-Werle, Hein¬
rich Burwy III. das Land Rostock und Pribislaw das Land Parchim-Richenberg.
Die vier Teile umfassen nur etwa ein Drittel vom heutigen Mecklenburg. Die Fürsten
standen unter sächsischer Lehnshoheit. Im gesamten Mecklenburg gab es damals nicht
weniger als 11 Herrschaften.
2. Heinrich der Pilger. 1264—1302.
1. Heinrich I. Schon Johann von Mecklenburg war ein frommer Fürst
gewesen, so daß er den Beinamen „der Theologe" erhielt; aber sein Nachfolger
Heinrich war erst recht ein Freund der Kirche. Er folgte nur zu gerne dem
Ruf des „Heiligen Vaters", den Deutschen Orden (S. 46) in Livland gegen die
Heiden zu unterstützen, obgleich in seinem Lande, wo die Macht der Ritter
immer mehr zunahm, wohl genug zu tun war. Aus dem Kampf brachte er
ein kleines Mädchen mit, das er auf einem Schlachtfeld umherirrend fand. Er
nahm es als eigen an und weihte es dem Kloster Rehna. (Beyer: „Anastasia".)
2. Nach dem Morgenland. Zum Grabe des Erlösers stand des frommen
Fürsten Sinn. Dort hoffte er volle Vergebung seiner Sünden zu finden. Im
Jahre 1271 machte er sich mit vielen Rittern und Knappen, darunter Martin
Bley er, auf den Weg, nachdem ihn der Vorsteher des Barfüßerklosters in
Wismar feierlichst eingesegnet hatte. Er hat Jerusalem nie gesehen. Bis Akkon
ging alles gut. Dort gab er den Brüdern vom Deutschen Orden seine Schätze
in Gewahrsam und pilgerte dann mit Martin Bleyer allein weiter. Schon nach
kurzer Zeit wurde er von Sarazenen ergriffen und nach Kairo gebracht. Dort
hat er 26 Jahre in Gefangenschaft gelebt. Bleyer erlernte die Knust des Tuch-
webens und sorgte dadurch für den Lebensunterhalt.
Geschichte für Mecklenburgische Volks- und Mittelschulen. 4
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