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8. Reise nach Worms. Im Jahre 1521 berief Kaiser Karl V. einen all- 1521
gemeinen Reichstag nach Worms. Hierher wurde auch Luther beschieden. Er
versprach zu kommen, wenn ihm sicheres Geleit zugesagt würde. Das geschah.
Aber seine
Freunde zitter¬
ten dennoch für
ihn. Als sie ihn
an das Schicksal
Hussens erinner¬
ten, sprach er:
„Und ob sie ein
Feuer anzünde¬
ten, das zwi¬
schen Witten¬
berg und Worms
bis zum Himmel
reichte, so wollte
ich doch mitten
hindurchgehen."
Am4. April 1521
fuhr er, von drei
Freunden be¬
gleitet, in einem
kleinen, bedeck¬
ten Rollwägel-
chen ab, das ihm
der Rat der
Stadt Witten¬
berg zur Ver¬
fügung gestellt
hatte. Voran
ritt ein kaiser¬
licher Herold.
In der Nähe
von Worms bat
ihn ein Freund
nochmals, zu
fliehen. Luther
aber sprach:
„Wenn so viel
Teufel in Worms
wären als Ziegel auf deu Dächern, ich wollte doch hinein." An allen Orten
war sein Wagen von einer großen Menschenmenge umringt, und etliche hundert
Reiter begleiteten ihn bis Worms. Sobald aber der Wächter auf dem Turme
des Domes seine Ankunft durch Trompetenstoß ankündigte, sammelten sich wohl an
2000 Menschen um seinen Wagen.