188 Ortschaften an der Zwickauer Mulde. 
Kreishauptmannschaft und eines Hauptsteueramtes. Sie besitzt ein 
Gymnasium, Realgymnasium, eine Handels- und eine Bergschule auf 
dem Schlosse, eine Strafanstalt für männliche Gefängnissträflinge, 
ein Kreiskrankenstift, ein Waisenhaus. Für den regen Geldverkehr 
spricht die Reichsbanknebenstelle. Als Garnison steht hier das 9. In¬ 
fanterieregiment Nr. 133. 
Die industrielle Beschäftigung ist eine überaus mannigfache und 
führen wir nur die wichtigsten Zweige derselben an: Weberei in 
Leinen, Wolle, Baumwolle, mechanische Segeltuchweberei, Vigogne¬ 
spinnerei, Dampffärberei, Zementwaren-, Steingut-, Porzellan-, 
Thon- und Tafelglaswarenfabrikation, Faß-, Maschinen-, Essig-, 
Likör-, Möbel-, Nägel-, Neusilberwaren-, Kartouageu- und Papier¬ 
fabrikation. Dazu kommen Gerberei- und Glaeshandschnhfabriken, 
Kesselschmiedereien und Kunsttischlereien. Zur Unterstützung der In¬ 
dustrie giebt es eine 1828 gegründete und 1877 neueingerichtete 
gewerbliche Fortbildungsschule und Unterrichtskurse für Dampfkessel¬ 
heizer seit 1878. Um Zwickau herum befinden sich etwa 130 Kohlen¬ 
schächte, die Flötze bis zu 24 m Mächtigkeit und Schächte bis zu 
760 m Tiefe besitzen. Die Kohlenförderung übersteigt bei einer Beleg¬ 
schaft von über 9000 Bergleuten und etwa 400 Beamten die Höhe 
von 42 Millionen Zentnern im Jahre. Der Verkehr auf dem Bahn¬ 
höfe zu Zwickau, letzterer einer der größten Deutschlands, ist durch 
den Kohlentransport ein außerordentlicher. An Wochentagen gehen 
täglich etwa 200 Züge ab. 
Die alten Wälle der einstigen Veste hat man in Zwickau, wie 
in Freiberg, zu schönen Anlagen umgewandelt. Den Glanzpunkt der¬ 
selben bildet das Schwanenschlößchen mit dem großen, von Gondeln, 
einem kleinen Dampfer und vielen Waffervögeln belebten Schwanen- 
teiche (17 ha Fläche). 
Von den Dörfern der Umgebung seien genannt südlich Cains¬ 
dorf, 3067 E., ^P', mit der Königin Marienhütte, dem größten 
Eisenwerke Sachsens, das allein 1800 Menschen beschäftigt, Planitz 
mit 2 Klöppelschulen (Ober- und Niederplanitz,) 12539 E., früher 
ein unterirdisches Kohlenbrandfeld, über welchem sich auf der Ober¬ 
fläche Treibhäuser mit tropischen Pflanzen befanden. Mit dem Zurück¬ 
drängen oder Erlöschen des Brandes sind auch diese Treibhäuser ein¬ 
gegangen und verschwunden. Sehr nahe liegt Schedewitz, 5728 E., 
mit 1887 eingeführter Uhrenfabrikation, welche Normaluhren mit 
einmonatlichem Gange besonders nach Hamburg und der Schweiz liefert. 
Die genannten Dörfer treiben alle bedeutende Industrie, sind 
meist schön gebaut, da viel Wohlhabenheit herrscht und besitzen alle 
Gasbeleuchtung. 
Seehöhe Zwickaus: Bodeufläche des Rathauses 265,5 m, Bahn¬ 
hof 289 m.
	        
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