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Leipzig ist ein herrliches Beispiel dafür, daß die Lust an ge¬ 
lehrter Forschung, der Sinn für Kunst, die Praxis eines regen 
Fabriklebens, der Geist kaufmännischer Thätigkeit, schlichte, bürger¬ 
liche Einfachheit und feines Gesellschaftsleben recht wohl miteinander 
übereinstimmen und zusammenklingen können. Das Wort Goethes: 
„Mein Leipzig lob ich mir, es ist ein klein Paris, es bildet seine 
Leute!" gilt auch im vollsten Sinne in der Gegenwart. 
Der beliebteste Erholungsort der Leipziger ist das Rosenthal, 
ein Waldpark im Nordwesten der Stadt, zwischen der Flnßgabelnng 
der Pleiße und einem Elsterarme. 1663 vom Leipziger Rate dem 
Kurfürsten Johann Georg III. für 45000 Mark abgekauft, wurde 
derselbe 1704 zum Parke umgeschaffen. Im östlichen Teile des Rosen- 
thales befindet sich am nordöstlichen Arme der Pleiße der Zoologische 
Garten und nördlich von der Pleiße das Dorf Gohlis. Daselbst 
lesen wir am sogenannten Schillerhause die Worte: „Hier wohnte 
Schiller und schrieb das Lied an die Freude 1785." — Im Eichen- 
nnd Buchengrün des Rosenthales stehen auch die Monumente Gellerts 
und Zöllners östlich und westlich des Weihers und weiter nordwest- 
wärts am Saume der großen Wiese finden wir die Friedenseiche, 
die zum Gedächtnis der im Franzosenkriege 1870/71 gefallenen Söhne 
der Stadt Leipzig gepflanzt wurde. 
Die Seehohe Leipzigs ist: Fußboden des Marktes am Rat¬ 
haus 112,2 ui (also etwa so hoch, wie der Altmarkt in Dresden), 
Sternwarte 118 m, Bahnhofsgebäude der Leipzig-Dresdner Eisen¬ 
bahn 111 m. 
Geschichtliches: Urkundlich 1005 als Luibiciz, d. H. Lindenstadt, vom 
Bischof Dittmar erwähnt, 1015 als Stadt und Hauptort des Gaues Chutici ge¬ 
nannt, vorher sorbisches Dorf. Erst seit H34, unter Konrad von Wettin, begann 
der Handel. Einwanderung lombardischer Kaufleute. Otto der Reiche be¬ 
festigte die Stadt von 1176 — 1182, gab ihr die Oster- und Michaelismesse, baute 
die schöne Nikolaikirche, alles voni Segen des Bergbaues. 1218 —1221 erfolgt 
die Erbauung der Pleißenbnrg und des Paulinnms, eines Dominikanerklosters- 
1409 gelangt Leipzig dnrch die Gründung der Universität in eine Epoche, in der 
zum Wohlstand und dem Handel, Wissenschaft und Kultur tritt. Der Hussiten¬ 
krieg schädigt auch Leipzig, aber die 1458 gestiftete Neujahrsmesse gleicht die 
Lchäden aus. 1539 wurde die Reformation eingeführt. Im 16. Jahrhundert 
Einwanderung niederländischer Kaufleute; nach 1685 (Edikt von Nantes) 
Einwanderung französischer Kaufleute. 1694 das erste Kaffeehaus in Leipzig¬ 
er dreißigjährige Krieg bringt ihr siebenmalige Belagerung und sechsmalige Er¬ 
oberung. 1632 den 6. November wird in der Nähe die Schlacht von Lützen, 
i813 vom 16.—18. Oktober die Völkerschlacht bei Leipzig geschlagen. 1836 Er¬ 
bauung des Augusteums (fchöne Aula) nach Schinkels Entwürfen. 1837 erhält 
der Augustusplatz feinen Namen und Begründung des Museums. 1864 — 186« 
Erbauung des neuen Theaters. 1855 Erbauung der im maurischen Stile ge¬ 
haltenen Synagoge. Seit 1877 Reichsobergericht. 1885 Einweihung der Luther- 
kirche und neuen Petrikirche. 1888 Einweihung des deutschen Buchhändlerhauses, 
des Siegesdenkmals und Grundsteinlegung des Reichsobergerichtsgebäudes. 3nt 
Jahre 1617 befaß Leipzig 15136 Einwohner, 1843: 54 519 Einwohner, 18<>7: 
91 054 Einwohner, 1870: 106 925 Einwohner. Die Stadt ist in immer schnellerem
	        
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