10 III. Orographische Verhältnisse des Landes. 
aus verwittertem Alaunschiefer haben diesen Erwerbszweig auf ein 
außerordentlich bescheidenes Maß herabgedrückt. Die früher mit dem 
„Raffel" ans dem Rücken im ganzen Lande umherziehenden Ruß- 
buttenhäudler, die durch ihre rauhe, fast unverständliche Mundart, 
ihr derbtreuherziges Wesen und ihre geradezu beispiellose Bedürfnis¬ 
losigkeit dem Leben gegenüber so recht den Typus der vogtländischen 
Wäldler zum Ausdrucke brachten, sind verschwunden und gehören 
ebenso wie die Wachholdersafthändler zu den Gestalten der Ver¬ 
gangenheit. Pech- und Rußhütten befinden sich noch in Rodewisch 
und Rothenkirchen bei Auerbach und in Eich bei Treuen, während 
man in dem benachbarten Eibenstocker Erzgebirgsreviere das Ver- 
ritzen der Bäume seit 1884 gänzlich eingestellt hat. Die vogt¬ 
ländischen Rußhütten liegen außerhalb der Dörfer und find aus 
Lehmwändeu gebaut. Vom Fußboden aus führt ein aus Ziegel¬ 
steinen gemeuterter, knieförmig gebogener Kanal aufwärts in die 
Räucherkammer, die nur mit einem Leinwanddache versehen ist. 
Während unten die harzigen Holzmassen unter geringem Luftzutritte 
verbrennen, steigt der rußreiche Qualm empor in die Räucherkammer 
und setzt seine feinfühligen Bestandteile hier ab. Gegen Abend wird 
der Ruß abgekehrt und gesammelt. — Häufiger betreibt man noch 
den Brand von Holzkohlen in Meilern. Hier und da stößt man in 
der Nähe von Wegkreuzungen oder Zwieseln inmitten kleiner Lichtungen 
auf vereinzelte Köhlerhütten, die man hier als „Kretscham oder Kram" 
bezeichnet. Der länglich viereckige Grund der aus Erde und Rasen¬ 
stücken ausgeführten Kretschams ist im Innern etwas ausgegraben 
uud liegt also ein wenig tiefer als die Umgebung. Das Dach ist 
ebenfalls mit Rasen und Erde überdeckt. Damit der Regen 
nicht durch die fast immer offene Thür hereinschlagen kann, ist 
dieselbe mit einem kleinen, vorspringenden Dache versehen. In 
der Mitte des fensterlosen Raumes liegt der aus Steinen und 
Erde erbaute niedrige Herd. Der Rauch des fast immer unter¬ 
haltenen Koch- und Wärmfeuers muß in Ermangelung eines 
anderen Kanals durch die Thür abziehen. Längs der einen Wand, 
meist der Thür gegenüber, befindet sich die mit Stroh oder Moos 
und einigen wollenen Decken, sogenannten „Kotzen", versehene, etwas 
erhöhte Lagerstätte. In der Hinteren, finsteren Ecke steht ein Blech - 
krug neben dem ziemlich umfangreichen Waldkober ans Ebereschenrinde, 
der die einfachen Muudvvrräte des Köhlers neugierigen Blicken entzieht. 
Während der Obst- sowie Gemüsebau von untergeordneter Natur 
sind, da sie besseren Boden nnd milderes Klima fordern, hat der 
Anbau der Halmfrüchte und des Flachses erhebliche Fortschritte ge¬ 
macht, wozu sowohl die Wahl des Samens, als auch die Ver¬ 
wendung künstlicher Düngemittel viel beigetragen haben. Der Wiesen¬ 
bau, im Vogtlande mit von ausschlaggebender Bedeutung, hat sich 
durch Entwässerung vieler mooriger Strecken gehoben und mit ihm
	        
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