lg III. Orographische Verhältnisse des Landes. 
Waldhäuser mit Heide- oder Farnkraut. Bis tief in bie späten Stunden 
hinein sitzen die Leutchen in den Winterabenden eng zusammen m den 
überheizten Stuben am Klöppelsacke oder am Stickrahmen. Hell 
leuchtet der freundliche Lichtschein der Petroleumlampe aus den kleinen 
Fensterluken hinaus in die dunkle Nacht, während drinnen bei emsigem 
Schaffen die Sage ihre duftigen Fäden spinnt oder lustiger Rund- 
aesana hinausklingt in die schneebedeckten, stillen Wälder._ , 
Eigenartig ist auch die Mundart des Vogtländers, m der jeder 
Ort wieder seine eigne Schattierung besitzt. Die Sprache gleicht 
einem aus früheren Jahrhunderten stehen gebliebenen Baume, den die 
Hand der Kultur verschonte, der aber, trotzdem er in der Entfaltung 
zurückgeblieben ist, in seinem Stamme ein Bild trotziger, urwüchsiger 
Kraft bietet. Meint man sich doch in das Mittelalter, m die Zeit 
des 14. oder 15. Jahrhunderts versetzt, wenn man ihre rauhen Laute 
hört, welche die weichen, glatten Formen des Hochdeutschen ver¬ 
schmähen und in alter, markiger Vokalstärke sich gefallen. So spricht 
inan im obern Vogtlande anstatt weht —wiht, für gehen — giht, für 
stehen —stiht; für haben sagt man habin oder ha’m, für geben — 
gebin oder ge'm, für tot —tut, für schon —schun, für allein — aUa, 
für fraat — freqt, für stiegen — fteugen, für liegt — leiht. > 
Vota de seist reiknmme!" (Vater, du sollst hereinkommen!) 
ruft der Knabe. „Gung, gif) in de Kich un hur de, Gack dich 
freist's!" (Junge, gehe in die Küche und hole deme ^acke, dich friert 
es>) spricht die Mutter. „I ho di schu ze Mitt’g g'söhl" (x5ch habe 
dich schon zu Mittage gesehen!) meint ein Bekannter zum andern. 
In Reimen hört man: 
„Nix schönneres im Wald, . , 
Olz (Als) wenn die Hack (Beil) a M knallt. 
Wenn die Sög (Säge) a sue klingt 
Un (Und) der Zimmerma singt." 
^^er: „Der Schwed is knmma, 
Hot Olls (Alles) mitg'nnmma , 
Hot Fensta (Fenster) neige)chlogn (hrnemgeschlagen) 
Ün's (Und das) Blei davo (davon) getragn (getragen). 
Hot Kugeln draus gnssen (gegossen) 
Un d' Bauern tut g'schussen". 
^^er: „O dn lieber Fassen (Fastnacht) du, 
Kiinrnst du denn schu wieder? 
Vorm Gohr (Jahr) war ich überla, 
Heuer betrissts mich wieder." 
Oder: 
„Wer viel kä (kann) 
Muß viel thä (thun). 
Nicht unbemerkt aber kann es bleiben, daß sich w der Neuzeit 
mit dem ganzen Volkstum auch der Dialekt abschiebt; beide verlieren 
langsam aber sicher mehr und mehr an ihrer Eigenart, schule,
	        
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