Das Erzgebirge. 19 
Militärzeit, die regere Handelsthätigkeit, die zu lebhaftem Austausche 
mit der Draußenwelt führt, der Eisenbahnverkehr, welcher Fremde, 
oft für längere Zeit, in die Jndnstriemittelpunkte, in die Bäder oder 
Sommerfrischen des Vogtlandes führt: alles dies trägt bei, daß das 
Volkstum, welches nur Unberührtheit mit der Außenwelt in seinem 
ursprünglichen Gepräge bewahren kann, in Sitte, Tracht und Sprache 
tue alten Gleise nach und nach verläßt und mehr und mehr im all¬ 
gemeinen Weltleben sich verliert, dabei aber auch sich verflacht. Wer 
den Vogtländer in seiner ganzen, altknorrigen Weise noch kennen 
lernen will, der muß die Brennpunkte des Verkehrs, Fabrikorte, 
Städte und Bäder meiden, und die stillen Wege durch die Herr- 
Itchen Wälder ziehen1). Hier draußen im freien Waldesodem bei 
harter Arbeit und schwerer Kost gedeiht und haust er noch, der un¬ 
verfälschte Vogtländer, „no net verdorba", in bedürfnisloser Einfach- 
heit, herzensfroh und lebensfrisch in Sein und Wesen, wie, nun wie 
ein echter Waldvogel. 
2. Das Erzgebirge. 
Es streicht iu einer Länge von etwa 115 km oder 15y3 deut¬ 
schen Meileu (Luftlinie) von Südwest nach Nordost an der Grenze 
Sachsens nnd Böhmens hin, beginnt an dem südlich nach der Eaer 
gehenden Flüßchen Zwota nnd reicht bis znm Sattelberg, etwas oft- 
^en ^ueöen der bei Pirna einmündenden Gottleuba. Die 
füoLtche Grenze bildet die Eisenbahnlinie, welche von Bodenbach über 
Graupen nnd Görkau nach Klösterle geht, und weiter westlich das 
gewundene Thal des Egerflusses. 
. Während die Gebirgsmassen nach Süden zu in ziemlicher Steil- 
Pei* waUartig nach den böhmischen Geländen abstürzen und hier 
durch rasch abfallende, wasserreiche aber kurze Schluchten und Thäler 
in einzelne nach Süden sich bogenartig vordrängende Gebirasioche 
abgeteilt werden, dachen sie sich in breiten, leichten Hügelwellen sanft 
nach Norden hm ab und sind hier zunächst von flachen, dann sich 
immer tiefer eingrabenden, vertikal von der Streichungslinie des Ge¬ 
birges ablausenden, langen, aber malerischen Flußthälern durchfurcht 
und m breite Abteilungen geschieden. 
,9Js?.an unterscheidet 1. das höhere Erzgebirge (600 — 1200 m 
Hohe), das vom Kamm ans nordwärts bis ungefähr zur Linie Auerback 
Zwomtz, ^hum, Lengenfeld und Altenberg reicht, 2. das mittlere Erz¬ 
gebirge (400-600 m Höhe), welches nach Norden die Linie Wildenfels 
Stollberg, Oderan, Freiberg, Dippoldiswalde, Gottleuba beqremt' 
SSL V-L c Gebirge, welches mit feinen Vorhügeln die 
«nSL ft?-* £fcn ^gleitet, sich nördlich bis zum Colmberg und 
nordwestlich bis zur Lime Mutzschen, Lausigk, Kohren ausdehnt. 
1) Etwa nach Kottenheide, Sohl. Zwota u. a.
	        
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