5. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts gelangt allmäh¬
lich die außereuropäische Welt in immer nähere Beziehung
zu Europa; es entwickelt sich im Laufe des 19. Jahrhunderts
durch den gegenseitigen Austausch der Erzeugnisse aller Länder
ein Weltverkehr und eine wirkliche, die ganze Erde umfassende
Weltgeschichte. Durch den trotz furchtbarer Opfer mi߬
lungenen Versuch der Franzosen, ein neues Weltreich zu
gründen, wird die nationale Idee von neuem belebt, und
unter schweren Kämpfen erreichen außer kleineren Völkern endlich
auch Italien und Deutschland ihre nationale Einheit.
In Nord-Amerika entsteht aus der Grundlage der Volks¬
souveränität eine demokratische, schnell ausblühende Re¬
publik; zuerst in Frankreich, wo es zu mehreren Revolutionen
kommt, dann auch im übrigen Europa gewinnt das Bürger¬
tum Anteil an der Regierung; die absolute Fürstenmacht wird
(außer in Rußland und der Türkei) gebrochen, und die Völker
erhalten durch Verfassungen (Konstitutionen) persön¬
liche, religiöse und politische Freiheit. Im geistigen,
wirtschaftlichen und politischen Leben entwickelt sich ein reger
Wetteifer aller Völker, und die Großmächte werden zu Welt¬
mächten. Erfindungen und Entdeckungen aller Art ge¬
stalten das ganze Leben und die Weltanschauung um. Auch die
große Masse des Volkes, die im Altertum aus nur als Sachen
geltenden Sklaven und im Mittelalter bis in die Neuzeit
hinein aus unfreien, aber rechtsfähigen Hörigen oder Leib¬
eigenen bestand, wird nunmehr völlig frei und einer höheren
Kultur zugeführt, sie erhält ein Bewußtsein ihrer Bedeutung
und giebt so den Anstoß zu der sozialen Frage.
ß 2. Die wirtschaftliche Entwicklung der Menschheit.
1. Auch die Art, wie die Menschen ihre Bedürfnisse an
Nahrung und Kleidung, an Wohnung und Werkzeug befriedigen,
ist seit ihren einfachen, rohen Anfängen imm^r reicher, viel¬
seitiger, verwickelter geworden; sie haben sich immer mehr die
Natur zu unterwerfen und so die Kultur auszubreiten gewußt;
wie das geistige, so ist auch das wirtschaftliche Kulturleben
der Gegenwart das Ergebnis einer Jahrtausende währenden
Entwicklung.
Man kann etwa folgende Wirtschaftsstufen unter¬
scheiden :
a) die Naturvölker: sie leben von Eiern und kleinen Tieren,
Beeren, Wurzeln, Früchten aller Art (Australier und
Polynesier);