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hundert der gotische Baustil den in den beiden vorhergehenden herrschen¬
den romanischen ^u. verdrängen begann, sieben den -Kloster- und Dom-
schulen, die hauptsächlich der Ausbildung der Geistlichen dienten, wurden
jetzt Stadt- oder Ratsschulen zur Unterweisung der Bürgerknaben gegründet;
in dieselbe Zeit reichen die Anfänge städtischer Geschichtsschreibung hin¬
aus, nicht minder auch die ersten bürgerlichen Familiennamen.
Den Fortschritten des heimischen Wohlstandes entsprach der Auf¬
schwung des ausländischen Handels. Besonders begünstigt war in London
schon im 12. Jahrhundert die Hansa (d. h. Gilde) der kölnischen Kaus-
leute, die hier eine eigene Gildehalle besaß; 1267 wurde die Lübecker
Gilde der Kölner gleichgestellt, und um 1280 vereinigten sich beide zur
„Deutschen Hansa in England", welche sich nachher noch sehr erweiterte
und später sich in dem sogenannten Stahlhofe ein Gildehaus von riesiger
Ausdehnung anlegte. Aber auch in Wisby auf Gotland, wo die aus
dem Orient durch Rußland führenden Handelswege den von Spanien
und England kommenden begegneten, in Nowgorod, Brügge und Bergen
hatte der „gemeine deutsche Kaufmann" feine Kontore, welche unter der
Verwaltung gemeinsam erwählter Aldermänner die Interessen der von
den einzelnen Städten erbauten Faktoreien wahrnahmen. _
2. In der auf die langwierigen inneren Kämpfe folgenden Frie-
bensgeit unter den ersten Stausern war auch der deutsche Bauernstand
in eine entschiedene Vorwärtsbewegung eingetreten. Je schwerere Schäden
der Krieg verursacht hatte, um so freudiger und fleißiger nahm man die
Friedenstätigkeit auf, und die zahllosen Ortsnamen auf -rode, -brand,
-fchneid, 'Hagen u. ct., die aus dieser Zeit stammen, bezeugeu, was für
ungeheure Eroberungen damals auf friedlichstem Wege gemacht worden
sind. Und diese Rodungen geschahen nicht bloß im Umkreise der alten
Dorfmarken, sondern in noch viel größerem Maßstabe in den slawischen
Ländern östlich der Elbe, wo gerade der schwerste Boden von den mit
schlechterem Ackergerät arbeitenden Slawen unberührt gelassen war und
nun von großen Scharen deutscher Kolonisten urbar gemacht wurde.
Allerdings war es nicht einfach herrenloses Gut, das von jedem
nach Belieben in Besitz genommen werden konnte; aber die großen Grund-
Herren, voran die Fürsten wie Albrecht der Bär, Graf Adolf II. von
Holstein und Heinrich der Löwe, später die schlesischen, polnischen und
pommerschert Fürsten oder die von ihnen mit Grundbesitz beschenkten
Mönchs- und Ritterorden, waren, um tüchtige Kolonisten ins Land zu
ziehen, gern bereit, denselben die billigsten Bedingungen zu gewähren.
Gewöhnlich erhielt ein Unternehmer den Auftrag, den für die Gründung
• einer neuen Gemeinde bestimmten Boden in Husen zerlegt an die ein¬
zelnen (rechtlich abhängigen und zinspflichtigen) Bauern zu verteilen und
wurde dafür Bauermeister oder Schultheiß derselben. In der Anlage
unterscheiden sich die neugegründeten Ortschaften, besonders auf slawischem
Boden, dadurch, daß die einzelnen Husen meist aus langen und schmalen
Streifen bestehen, an deren Köpfen die Hofstätten in einer langgestreckten
Straße neben einander liegen: bei den früheren Gründungen war die
ganze Gemeinde Besitzerin des noch ungeteilten Bodens gewesen.