Auerbach: Der gute Knecht. — Riehl: Im Jahr des Herrn. 9
Grundherrn zum Eigentum hingegeben, um dafür, ohne Knecht zu werden,
doch den Schlitz jenes Mächtiger: zu gewinnen und sich und seinen
Kindern wenigstens Nießbrauch und Zins von dem Besitz zu sichern, der
noch seiner Väter volles Eigentum gewesen war. In der: schweren Zeit¬
läuften aber starb der Grundherr, und seine Sippe verdarb, und ein
anderer gewann seine Güter und das frühere Gut jenes Mannes mit
ihnen. Der neue Gutsherr wollte nun flugs den freier: Mann, der mit
seirrem Grund und Bodeir auch schor: die Hälfte der Freiheit weggegeben,
ganz zu seinem Eigenen machen, wie das damals bei Tausenden geschah,
und in der Verwirrung urrd Not der Zeit korrrrte der Bedrängte feinen
Schutz finden wider den neuen mächtigen Herrn. Da kau: ihm eirr ver¬
zweifelter Mut, daß er das Elend vorziehe:: wolle der Knechtschaft.
Noch lebte in ihm der Stolz und Trotz des alten Germanen, und gar
manchmal schaute er verächtlich auf diese neue Zeit, wo der streitbare
Mann dem demütiger: Mönch und dem zahmen Bauern zu weichen be¬
gann. Sein Großvater hatte als Knabe noch den Dienst der alten
Götter in: heiligen Haine gesehen. Welche Götter waren denn besser,
die alten oder die neuen? Mit den alten Göttern war auch die gute
alte Zeit entwichen. Und wie zur Strafe kamen jetzt lange Jahre der
Trübsal heraufgezogen, und der neue Christengott hatte nicht Macht oder
Lust, den Jammer von feinern Volke zu nehmen. So dachte der Mann
aus dem Fulder Land. Er wollte sich selber helfen, mit oder ohne
Gottes Hilfe nach der Väter Weise kraft der eigenen Faust.
3.
Darun: gürtete er eines Nachts sein Schwert urrd entfloh vor: seinem
Gute, das rricht mehr sein war, um zugleich der Gewalt des rreuer: Herrn
zu errtfliehen. Er nahm rrichts rrrit als seine drei köstlichsten Besitztümer,
sein Weib, sein Kirrd urrd fein Schwert. Und weil es rrritter: irr: härtester:
Wirrter war, schlüge:: die Flüchtlinge warme Felle als Mäntel über ihr
Gewand. Aber weder Speise noch Geld oder Kleinodien korrrrte:: sie auf
den Weg nehmen in dieser armen Zeit.
Sie gedachter: aber, gegen den ober:: Main zu ziehe:: urrd vor: da
einzudringen nach Thüringen urrd Sachsen. Das war ein kühnes Be-
girrrren, den:: der Weg ging mitten durch ein vom Feirrde verwüstetes,
ausgehurrgertes Land, urrd es war in der: rauhester: kurzen Tagei: vor¬
der!: Jahreswechsel. Aber die Flüchtlinge waren auch Hartgebackene Leute,
wetterfest, mit Stahl irr den Gliedern und eirrem wider den Hurrger ge¬
pichten Magen.
War es doch auch in selbiger Zeit, wo König Ludwig, genannt der
Deutsche, bei Flarnmersheim ein paar Rippen brach und dennoch weiter¬
reiste, als sei er unversehrt, und keinen Seufzer ausstieß, obwohl man