Full text: Geschichte der Griechen und Römer bis zur Zeit Christi (Teil 3)

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26 B. Aus der sagenhaften Vorgeschichte der Griechen 
Auf ihre Anfrage hatte den Messeniern das Orakel zu Delphi ge¬ 
sagt, nie würden die Spartaner ihrer Herr werden, wenn sich eine 
Aristode,rus. Jungfrau ans königlichem Geschlecht den Göttern opfere. Aristode¬ 
mus, ein Mann aus dem Geschlecht der Herakliden, bot freiwillig 
seine Tochter zum Opfer an und stach sie im Zorn mit eigener Hand 
nieder, als ihr Bräutigam sich seinem Willen widersetzte. Der Priester 
meinte, dies sei kein den Göttern wohlgefälliges Opfer, sondern ein 
Mord. Die Messenier aber waren voll Dank und Bewunderung für 
Aristodemus und machten ihn zu ihrem König. Er war ein tapferer 
und kluger Herrscher, gewann die Argiver und Arkader zu Bundes¬ 
genossen und besiegte die Spartaner am Fuß des Jthomeberqes in 
einer großen Schlacht. 
, Trotz dieses Sieges stand es aber schlecht um die Sache der Mes¬ 
senier. Das Orakel hatte nämlich verkündet: „Wer zuerst um den Altar 
des Zeus auf dem Jthome zehnmal zehn Dreifüße aufstellt, der wird 
siegen." Das vernahm einer von den Spartanern. Als Landmann 
verkleidet, gelangte er auf die Burg und stellte dort nachts hundert 
ganz kleine Dreifüße auf, die er aus Tou gefertigt hatte. Da entsank 
den Messeniern der Mut, denn es schien klar, daß die Götter ihr Ver¬ 
derben wollten. Voll Verzweiflung über das Schicksal seines Volkes 
tötete sich Aristodemus auf dem Grabe seiner Tochter. Die Spartaner 
aber schlugen bald darauf die Messenier, eroberten die Feste Jthome 
und machten sich zu Herren des Landes. Viele von den Messeniern 
wanderten aus; alle die aber, die im Lande blieben, wurden Heloten 
der Spartaner. 
M^iKU . Schon waren die Männer, die in dem Ersten Messenischen Kriege 
und Aristomenes. mUgefochten hatten, und ihre Söhne gestorben, und die herangewach¬ 
senen Enkel trugen das Joch Spartas. Da beschloß Aristomenes, 
ein feuriger ^üugling, der von dem Geschlechte der messenischen Könige 
abstammte, den Freiheitskampf zu wagen. Er sandte vertraute Män¬ 
ner durchs Land und ließ allen Volksgenossen sagen: „Waffnet euch! 
Die Stunde ist da, die fremde Herrschaft abzuschütteln!" Als er von 
Norden her in die Ebene des Mittellandes vorrückte, erhob sich das 
ganze Volk wie ein Mann; Argos und Arkadien sandten Hilfstrnppen. 
Die erste Schlacht war unentschieden; aber Aristomenes eilte über die 
Beige nach Osten und hängte heimlich bei Nacht im Athenetempel zu 
Sparta einen Schild auf, der die Inschrift trug: „Aristomenes weiht 
diesen Schild der Göttin zum Zeichen seines Sieges über Sparta." 
übie erschraken die Spartaner, als sie das am nächsten Tage sahen! 
Als sie wirklich aus Messenien abziehen mußte», baten sie den
	        
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