26 Griechische Geschichte.
die zwei Jahre umfassende Militärzeit. Wer das zwanzigste Jahr zu¬
rückgelegt hatte, war zur Teilnahme an den Volksversammlungen be¬
rechtigt; wer dreißig Jahre alt geworden war, konnte Staatsämter
bekleiden.
5. Stadt und Häfen. Athen bildete mit dem Hafenort Piräus
gleichsam eine Stadt. Sie mochten zusammen 10000 Häuser zählen,
in denen ungefähr 160000 Menschen wohnten. Davon war etwa ein
Viertel Vollbürger mit ihren Familienangehörigen, ein Sechstel Schutz¬
bürger, der Rest Sklaven. Von den herrlichen Tempeln und anderen
staatlichen Gebäuden darf man nun aber etwa nicht auf das Aussehen
der Bürgerhäuser schließen. Diese waren vielmehr unansehnlich und
sehr einfach eingerichtet, wie überhaupt das damalige Athen, das nach
den Perferkriegeu eilig wieder aufgebaut war, aus winkligen, schmalen
Gassen bestand. Im Gegensatz dazu war der Piräus ganz und gar eine
neue Stadt. Die Straßen waren breit und gerade und wurden von zahl¬
reichen Nebenstraßen rechtwinklig durchschnitten. Der Hafen bestand
aus dem Kriegs- und dem Handelshafen. An beiden, zumal aber an letz¬
terem, herrschte reges Leben uud Treiben. Da kamen Seefahrer und Kauff
Herren aus allen Teilen des Mittelmeergebietes und Vorderasiens, um
Waren zum Verkauf auszustellen oder die anderer Völker einzutauschen.
Die Athener selbst besaßen auch viele Handelsschiffe, mit denen sie die
Städte Italiens, Siziliens und die am Schwarzen Meere besuchten.
Dahin brachten sie aus ihrem Lande Öl, Metall- und Töpferwaren.
Von auswärts führten sie vor allem Getreide, Schiffsbauholz, Fische
uud Sklaven ein. Wer arbeiten wollte, fand hier Verdienst, der rege
Handel zog viel Geld ins Land, und Wohlstand und Behagen ver¬
breitete sich.
6. Die Lebensweise der Athener war im allgemeinen einfach und
kostete wenig Geld. Im Süden nämlich hat der Menfch weniger Nah¬
rung und Kleidung nötig, als in unseren kühleren Gegenden und ist
daher genügsamer und anspruchsloser. Die Hauptnahrung bestand aus
Gerstenbrei, die Reichen zogen Weizenbrot vor. Auch Salate, Hülsen¬
früchte, Gemüse und Obst wurden gern gegessen. Außer Fischen, die
das nahe Meer in Fülle bot, genoß man wenig Fleisch. Schlecker und
Schlemmer begehrten freilich köstlichere Speisen, sie hielten sich Köche,
die seltene Gerichte herstellen konnten. Wie auf körperliche Übungen
legte man viel Wert auf das Baden; wer irgend konnte, badete täglich,
wenigstens im Sommer. Die Männerturnvlätze waren stets gut besucht;
in den (Seitenhallen, die zum Schutze gegen die Sonnenstrahlen erbaut
waren, hielt man sich nach dem Turnen gern noch auf, um sich zu unter¬
halten und auch mit klugen Männern („Philosophen", s. § 11,2) ein
gelehrtes Gespräch zu führen. An einer behaglichen Wohnung lag dem
Athener wie dem Griechen überhaupt weit weniger als uns. Dazu