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Vom ersten Hohenzollernkaiser.
Aufbruch Vom Gestade der Nord- und Ostsee, vom Fuße der Alpen, kurz
$um ßrieae' aus allen Gegenden des weiten Vaterlandes führten unaufhörlich lange
Eisenbahnzüge Soldaten, Pferde, Kanonen und was sonst ein Kriegsheer
alles haben muß, dem Rheine zu. Auf den Bahnhöfen standen die Zurück-
bleibenden Kopf an Kopf, begrüßten die durchfahrenden Mannschaften mit
Tücherschwenken, Hurrarufen und sangen die „Wacht am Rhein". Bier
und Wein, Tabak und Zigarren wurden in die Wagen gereicht und von
den Soldaten gern angenommen. Auch manche Abschiedsträne floß, galt
es doch für viele ein Scheiden auf Nimmerwiedersehen.
Bei Mainz sammelten sich die deutschen Truppen, bald erschien
König Wilhelm unter ihnen. Voller Siegeshoffnung rückten drei Heer-
säulen gegen die französische Grenze vor; General Steinmetz, Prinz
Friedrich Karl und der Kronprinz Friedrich Wilhelm führten sie,
die Sachsen waren unter dem Befehle des Kronprinzen Albert der
Zweiten Armee zugeteilt; den Oberbefehl übernahm der dreiundsiebzig-
jährige König selbst.
Die ersten Gespannt wartete man daheim auf Nachrichten vom Kriegsschau-
Berichten, platze. Die erste lautete nicht günstig: die Franzosen hatten die preußische
Stadt Saarbrücken besetzt. Bald aber erklang heller Siegesjubel durch
die deutschen Gaue: des Kronprinzen Truppen hatten die Feinde bei
Weis;enbnrg geworfen; zwei Tage später hatten unsre Tapfern die
blutigen Siege von Wörth und Spichern errungen. Und kurze Zeit
darauf brachte der Draht neue Kunde von heißen, erfolgreichen Kämpfen
bei Mars la Tour und bei Gravelötte-St. Privat, wo Kronprinz Albert
mit seinen Sachsen die Schlacht entschied. Die beste Armee des Feindes
war dadurch in die Festung Metz eingeschlossen worden. Siegesfreude
und Dank gegen Gott erfüllte die Herzen, aber auch ungezählte Tränen
flössen um gefallne Söhne und Brüder.
Lange Eisenbahnzüge brachten Tausende von Leicht- und Schwer-
verwundeten in die Heimat. In Krankenhäusern und Lazaretten fanden
sie liebevolle Pflege. Die Leiden der Armen zu lindern, waren Tag und
Nacht Frauenhände beschäftigt, viele wiederum zerzupften Leinwand in
Fäden, die dann hinaus in die Feldlazarette gesandt wurden, wo sie
beim Verbinden der Wunden dienten. Allen deutschen Frauen war die
Königin Angnsta in der Sorge um die Verwundeten ein Vorbild.
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Schlacht bei In Siegessrende verging der Monat August. Noch Größeres
i. S?p?°i870. sollte geschehen. Kaiser Napoleon wollte der bedrängten Armee in Metz