schwanden die Standesunterschiede und die letzten Reste der Fronden
und Zehnten; jedem Staatsbürger ist seitdem Gleichheit vor Recht
und Gericht verbürgt. Die rechtliche Befreiung des Bauernstandes übte
einen segensreichen Einfluß nicht nur auf die wirtschaftliche Lage des
Bauernstandes, sondern auf das ganze Volk aus. Die Landwirtschaft
hat sich durch das rüstige Schaffen der bäuerlichen Bevölkerung mächtig
gehoben und bildet heute mit die Grundlage des Wohlstandes der
deutschen Nation.
18. Abschnitt.
Die Geschichte der deutschen Städte und des
Bürgerstandes.
1. Die römischen Städtegründungen.
Die alten Germanen kannten keine städtischen Ansiedlungen. Ab¬
gesondert und zerstreut ließen sie sich nieder, wo gerade ein Quell, eine
Flur, ein Gehölz sie einlud. Ein germanisches Dorf bildete keine
zusammenhängenden Gassen, sondern bestand aus einer Anzahl verein¬
zelter, auf einer weiten Fläche zerstreuter Höfe. Städte waren unseren
Vorfahren geradezu widerwärtig; denn sie sahen solche Mauerwerke
als eine Beeinträchtigung männlich freien Lebens an.
Die ersten Städte auf deutschem Boden wurden von den Römern
erbaut. Aus den Standlagern der römischen Soldaten am Rhein
und an der Donau entwickelten sich dadurch, daß sich dort auch römische
Kaufleute und Handwerker niederließen, Städte, mit Mauern und
Gräben umgeben. Von diesen Städten erreichte Trier, das eine
Zeitlang römischen Kaisern als Residenzstadt diente, einen gewaltigen
Umfang, welcher den der heutigen Stadt um das Doppelte übertraf.
Alle diese Niederlassungen, besonders aber Köln, Mainz und Augsburg,
hatten als Mittelpunkte des Verkehrs zwischen Germanien und Italien
große Bedeutung. In den wilden Stürmen der Völkerwanderung
sanken sämtliche Römerstädte in Trümmer. Ihre Einwohner wurden
größtenteils erschlagen oder vertrieben und ihre Befestigungen zerstört,
so daß meist kaum noch die Grundmauern übrig blieben. Die Städte,
die heute die Namen jener alten Römerstädte tragen, sind in den
späteren Jahrhunderten nach der Völkerwanderung aus den Ruinen
neu erstanden. (Straßburg das ehemalige Argentoratum, Mainz das
alte Moguntium, Köln das frühere Colonia Agrippina, Trier das
römische Augusta Trevirorum usw.)
Die Entwicklung städtischer Gemeinwesen ging auch nach der
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