170 III. Der ZOjähnge Krieg und die englische Staatsumwälzung.
Und nun macht er mit Gewalt ber Ketzerei ein Enbe.
Aller evangelische Gottesbienst im ganzen Lande wirb streng
verboten. Alle evangelischen Prebiger unb Lehrer müssen
binnen bret Tagen zum Lanbe hinaus. Allem Volk wirb
besohlen in bte Messe Zu gehen; die nicht wollen, hetzt
man mit Hmtben hinein, ober sperrt sie ein unb läßt sie
hungern unb frieren; Mütter läßt man ihre weinenben
Säuglinge erst stillen, wenn sie katholisch werben. End-
lich, wer absolut verstockt bleibt, muß über bte Grenze.
Da verließen an 36,000 glanbenstrene Familien, darunter
500 abelige, bas unglückliche Böhmen unb zogen arm
nach Sachsen, Branbenbnrg, Preußen, Schweben, Hollanb,
Schweiz unb Siebenbürgeu. Zum Schluß zerschnitt Fer-
binanb ben Majestätsbries mit eigener Hanb 1627, wie
er auch bas böhmische Wahlreich in ein Österreichisches
Erblanb verwaubelte. Darüber jubilirte bte katholische Chri-
steuheit, ttttb bte evangelische ergriff Trauer unb Schrecken.
Die verschüchterte Union löste sich freiwillig auf 1621.
Gleicherweise wie in Böhmen unterdrückte Ferdinand
auch den ohnehin schon sehr beschränkten Protestantismus
in Oesterreich. Es kostete ihn viele Anstrengung, be¬
sonders in Oberösterreich, wo die evangelischen Bauern
unter Anführung „des Studenten" (sein Name blieb un¬
bekannt) sich auss Tapserste wehrten, bis endlich auch sie
erlagen. Daraus ruht das Auge mit besonderer Wehmuth;
deuu die Oesterreicher waren einer der achtenswertesten
deutschen Stämme, vor andern empfänglich für Licht und
Leben des göttlichen Wortes, aber unter der Jesuitenherr¬
schaft allmählich verdumpft, behielten sie fast nur noch
Sinn für sinnlichen Lebensgenuß.
§ 2. Der Protestantismus unterliegt in Deutschland.
Draußen im Reiche kämpften noch drei Abenteurer
für die Sache Friedrichs und des Evangeliums, denen
freilich am heil. Evangelio blutwenig gelegen zu sein schien.
Der Eine war der Graf von Mansfeld, welcher nichts