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Ruinen über die blutige Walstatt ... Ob durch die Sieges¬
freude auch eine Ahnung zieht von dem tausendfachen Weh. das
der Krieg über die Völker wälzt? und ob es ihm nicht lieber wäre,
einst wie ein rechter Salomo im Frieden zu regieren, alv mit
Siegespalmen geschmückt, auf schäumendem Schlachtroß über blut¬
getränkte Gefilde zu ziehen? ... wir glauben's gerne; sein Blick
ist milde, seine ganze Erscheinung erweckt Vertrauen; wir vernehmen
es auch aus den wenigen Worten, die er zu den verzagten Ein¬
wohnern spricht: „Die Leute sollen sich nicht fürchten." Auch
sieht man's den immer wieder Hurra rufeuden Kriegern an; sie
haben ihn lieb, denn er ist ihres Vaterlandes Hoffnung. Gott
weiß, was die Zukunft in ihrem verschleierten Schoße birgt! . . .
Der Siegeszug bewegt sich vorwärts in der Richtung nach
Reichshofen. Im Oberdorf aber schwenkt der hohe Feldherr rechts
ab in die Schindergasse, . . . dort liegt in Reisehenners Stube
der tapsere General Raoul, blutend aus vielen Wunden, mit zer¬
brochenem Schwert und brechendem Herzen. Der deutsche Zieger
tritt in die Bauernhütte ein, schaut freundlich in die fieberglühenden
Augen, drückt teilnahmsvoll die todesmatte Hand ein Wort
huldvoller Anerkennung, eine Thräne hochherzigen Mnleids ver¬
gelten den erbitterten Widerstand; — und noch einmal, unter ge¬
waltigen Siegesmärschen und unter endlosem Freudengeschrei wogt
der Triumphzug vorüber.
Wir schauen zu . . . unser Herz möchte in Stücke zerspringen ...
überall Schrecken, Brand und Verwüstung und hier vor unsern
Augen in stolzer Ruhmespracht der fremde Eroberer, in unbändiger
Begeisterung die feindlichen Scharen . . . Krieg, wie schmerzlich,
wie thrünenreich sind deine Folgen! . . . Jetzt rauschen die Feier¬
klänge weiter hinab ins Thal ... aus dem Kirchtürme schlagen
die Flammen hoch gen Himmel und leuchten hinaus ins Schlacht¬
gefilde. Aber das Getöse will sein Ende nehmen.
Es naht ein anderer Zug. Da kommen sie als Gefangene,