Full text: Grundriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte

6 Einleitung. 
ein, ohne jedoch bleibende Eroberungen zu machen. Unterdessen war in 
Gallien das Reich der Franken unter Chlodovech erstanden und hatte sich 
unter dessen Söhnen sogar über Thüringen ausgedehnt. Nach dem Sturze 
der entarteten Merovinger (752) kam die Krone an Pipin den Kleinen, 
welcher das Frankenreich in neuer Ordnung festigte und auch die Sachsen 
tributpflichtig machte. Sein Sohn, Karl der Große (768 — 814), hielt es 
für nothwendig, die sächsischen Völkerschaften seinem Reiche völlig einzuver¬ 
leiben und zum Zwecke einer engeren Verbindung zum Christenthume zu 
bekehren. Die in dieser Absicht unternommenen Kriege dauerten mit einigen 
Unterbrechungen von 772 bis 803. Sie boten zugleich Veranlassung zu 
mehrfachen Berührungen mit den Wenden, da einige Stämme und namentlich 
die Wilzen den Sachsen Hülse leisteten, während die Abodriten vom Franken¬ 
könige gewonnen wurden. Karl drang öfter in das Land der Wenden ein, 
legte den Wilzen und anderen Stämmen einen Tribut auf und bestellte 
Markgrafen zur Sicherung der Grenzen an der Elbe und Saale (limes 
Sorabicus). 
Das Reich Karls des Großen zerfiel durch Theilungen und innere 
Streitigkeiten. Der Vertrag von Verdun 843 führte zur Lostrennung 
Deutschlands, welches jedoch zur Zeit der karolingischen Herrscher noch nicht 
zur festen Einheit gelangte. Ungarn und Slaven drangen verheerend in 
das Land ein und stießen erst dann auf kräftigen Widerstand, als bei den 
Sachsen ein neues Herzogthum erblühte. Otto der Erlauchte und sein 
Sohn Heinrich weckten und förderten die Kraft des Sachsenvolkes in einem 
Grade, daß es zum Träger des deutschen Königthums erstarkte und mit 
fester Hand die Grenzen des Reiches nicht nur sicherte sondern erweiterte. 
3. Gründung der Nordmark 928. Heinrich I. von Sachsen, 
im Jahre 919 auf den deutschen Thron erhoben, sah sich bei einem neuen 
Einfalle der Ungarn in sein Stammland 924 genöthigt, durch einen Tribut 
einen neunjährigen Waffenstillstand zu erkaufen. Die Zeit der Ruhe benutzte 
er zur Bildung eines tüchtigen Heeres und zur Anlegung von Burgen an 
den bedrohten Grenzen. Bevor die Ungarn wiederkehrten, führte er feine 
neuen Truppen in das Gebiet der Wenden, eroberte nach siegreichen Gefechten 
gegen die Heveller die Hauptfeste Branibor (Brennaburg, Brandenburg) und 
gründete zur Sicherung der dortigen Grenzen und als Stützpunkt für fernere 
Eroberungen die Nordmark auf der linken Seite der Elbe. Während 
der König selbst dann im Süden die Daleminzier und Liutizer unterwarf, 
eroberten zwei seiner Grafen durch den ruhmwürdigen Sieg bei Lenzen 
(930) einen Theil des nördlichen Wendenlandes. Die Bezwingung der 
Ungarn bei Merseburg 933 und das Zurückdrängen der Dänen über die 
Schlei dienten zur Befestigung der an der Elbe gewonnenen Stellung. 
4. Entwickelungsperioden der Mark. Neben der Nord¬ 
mark entstanden durch Eroberungen jenseits der Elbe zunächst die Ostmark 
(Lausitz) und die Mark Meißen. Weiterhin gründete Albrecht der Bär 
aus dem Hause Assaniert welcher 1134 mit der erledigten Nordmark belehnt 
wurde, durch Erwerbung des Havellandes und der Priegnitz die Mark 
Brandenburg und sicherte seine Herrschaft durch Ausbreitung des Ger¬ 
manenthums und des Christenthums. Bei dem Erlöschen der Askanier umfaßte
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.