Full text: Vaterländische Geschichte

An Pflanzenkost gab es Sauerampfer, wilden Spargel, Rüben und Rettiche. 
'Auch Eier, Milch, Butter und Käse dienten zur Nahrung. Das beliebteste 
Getränke war eine Art Bier. Der Aubau des Bodens wurde von den 
Weibern und Knechten besorgt. Die Männer jagten lieber oder lagen 
zu Hause, tranken und spielten. Dabei waren sie nicht immer müßig 
und im Würfelspiel verlor oft einer nicht nur Hab und Gut, sondern auch 
die eigene Freiheit und die seines Weibes und seiner Kinder, ^ie waren 
aufrichtig, redlich und treu. Ein gegebenes Versprechen hielten sie heilig. 
Ihr Vaterland liebten sie und verteidigten es mit der größten Tapferkeit. 
Sie waren gastfreundlich, selbst gegen Feinde. Die Frauen waren hoch¬ 
geehrt. Der römische Schriftsteller Tacitus sagt von den Germanen: 
„Groß war ihr Körper, größer ihre Seele. Die Freiheit war ein deutsches 
Gut. Gute Sitten waren bei ihnen mächtiger, als anderswo gute Gesetze." 
Ist das nicht ein schönes Lob, zumal da es von einem Feinde ausgeht? 
Nun muß ich noch von der Religion der Germanen erzählen. Nicht 
in Tempeln sondern in Wäldern unter heiligen Bäumen verehrten sie 
ihre Götter. Der oberste der Götter war Wotan (Allvater). Neben ihm 
stand, Thor, Donnar, der Donnergott (davon Donnerstag). Wotans Ge¬ 
mahlin Freya war die Schützerin der Ehe (davon Freitag). Der Gott des 
Krieges hieß Tiu oder Er. (Bon ihm der Name Dienstag, in Oberbayern 
Ertag.) Die Germanen glaubten au die Unsterblichkeit der Seele. Die 
im Kampfe Gefallenen wurden nach dem Glauben unserer Vorfahren 
von beit Walküren auf der Regenbogenbrücke nach Walhall getragen, wo 
ihrer ein freudenreiches Leben wartete, während die unblutig Gestorbenen 
ein trauriges Daseiu in der Unterwelt bei der Göttin Hel führten. 
Der Süden Bayerns wird bekanntlich von dem Hochgebirg der Alpen 
begrenzt. Jenseits derselben liegt das sonnige Land Italien. Dort lebten 
im Altertum die Römer, ein sehr gebildetes, aber auch kriegerisches 
und tapferes Volk. Mehr als hundert Jahre vor der Geburt Christi drangen 
zwei große germanische Volksstämme — die Kimbern und Teutonen —, 
wahrscheinlich um sich Wohnsitze zu suchen, gegen Süden vor. Nachdem 
die Römer wiederholt von ihnen besiegt, aber die Siege nicht ausgenützt 
worden waren, wurden sie selbst geschlagen und zwar die Teutonen 102 vor 
Ehr. bei Aquae Sextiae (Air) in Südfrankreich und die Kimbern bei Ver- 
cellae 101 v. Chr. in Oberitalien. Fast ein halbes Jahrhundert war nun 
Ruhe. Erst 58 v. Chr. stoßen Germanen und Römer wieder aufeinander. 
Im Elsaß, bei Mülhausen, unterlag Ariovist, ein germanischer Fürst, 
dem römischen Feldherrn Cäsar. Dieser überschritt auch einige Male 
den Rhein, indem er Pfahlbrücken über bett Strom schlagen ließ. Aber 
die Germanen zogen sich in ihre Wälber zurück unb borthin wagten ihnen 
bie Römer nicht zu folgen. Die Angriffe gegen bie Germanen würben 
von bett Römern stets fortgesetzt. Kaiser Augustus, dessen Namen uns schon
	        
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