Full text: Vaterländische Geschichte

2. Pie Majuwarier in Süddenlschtand. — 
Die Agikokfinger. 
(500—788.) 
„Wohlauf. Ihr Jungen, werdet stark 
und meidet weiche Hüllen, 
Daß Eure Glieder sich mit Mark, 
Mit Blnt die Adern füllen!" 
Julius Sturm. 
Wer seine geistigen Streifte fleißig übt, wird klug und weise: wer 
viele körperliche Übungen vornimmt, wird stark: wer aber untätig dahin¬ 
lebt, verweichlicht und wird immer unfähiger, Großes zu leisten, ^o ist 
es bei einzelnen Menschen wie bei ganzen Völkern; insbesondere ging es 
so bei den Römern. 
Das früher so kraftvolle und tapfere römische Volk wurde durch 
Tatenlosigkeit und Verweichlichung immer schwächer. Den unverdorbenen 
und mutigen Germanen war es daher nicht schwer, die römischen Gebiete 
zu erobern und an deren Stelle neue Reiche zu gründen. Das geschah 
auch im heutigen Südbayern. 
Um das Jahr 500 rückten die Bewohner von Böhmen, wahrschein- 
lich über Passau, in das Gebiet südlich der Donau ein und nahmen es in 
Besitz. Sie hießen Bajuwarier, wohl deshalb, weil sie von Baja, d. i. 
Böhmen hergekommen waren. Eine Linie, die man sich vom Lech gegen 
Die Rednitz zum Fichtelgebirg gezogen denkt, die den Böhmerwald entlang 
an Die Enns, von hier zu den Quellen der Etsch und wieder zum Lech 
führt, zeigt ungefähr die Grenzen des Bajnwarenreiches an. Südlich 
von diesem Reiche wohnten die Langobarden, westlich Die Alemannen, 
nördlich die Hermunduren und nordwestlich, gegen den Main und Rhein 
zu, die Franken, welch letztere bald der mächtigste Volksstamm von den 
genannten wurden. Alle diese, auch die Bajuwarier, sind ihrer Herkunft 
nach Deutsche. 
Es dauerte ein halbes Jahrhundert, bis in dem neuentstandenen 
Reiche der Bajuwarier nur einigermaßen Ordnung hergestellt war. Es 
ist wahrscheinlich, daß einzelne hervorragende Männer eine fürstliche Gewalt 
ausgeübt haben; die Sage nennt uns sogar verschiedene Namen, aber die 
Geschichte kennt sie nicht. Erst im Jahre 554 finden wir geordnete Zu¬ 
stände im Lande und an der Spitze desselben einen Herzog. Dieser war 
aus dem edlen Geschlechte der Agilolsinger. Er regierte in Regensburg, 
der alten Römerstadt, das schon in jener Zeit geschildert wird als „gar 
nicht zu erobern, von Quadersteinen erbaut, überragt von hohen Türmen, 
reich an Brunnen." Die Agilolsinger waren im Anfang wahrscheinlich 
freie Fürsten ihres Volkes und keinem andern Herrn untertan. Bald
	        
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