Full text: Vaterländische Geschichte

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aber kamen sie unter die Oberhoheit der Franken. Als erster Herzog wird 
(tinribolb I. genannt. Seine Tochter Theodolmde wünschte der Lango 
bardenkönig Autharis zur Gemahlin. Um dieselbe, von deren Anmut 
und Klugheit er gehört hatte, noch vor der Vermählung zu sehen, zog er 
in Verkleidung mit einer langobardischen Gesandtschaft nach Regensburg 
an den Hof des Herzogs. Hier sah er seine Braut; aber niemand ahnte 
daß er selbst der König sei. Auf der Rückreise in sein Land, hart an der 
bayerischen Grenze, warf er seine Streitaxt mit solcher Kraft gegen einen 
Baum, daß die Waffe tief eindrang und stecken blieb. Dabei rief er aus: 
„solche Streiche führt Autharis!" Nun erkannten ihn die bajuwarischen 
Begleiter, die ihm der Herzog mitgegeben hatte. — Theodolinde wurde 
Komgtn. Sie wirkte viel Gutes und bekehrte den Gemahl und das Volk 
zum römisch-katholischen Glauben. Dafür soll sie Papst Gregor mit der 
„eisernen Krone" beschenkt haben. Diese Krone besteht ans Gold uud 
Edehteinen; sie wurde aber „eisern" genannt, weil sich innen ein eiserner 
Reif befindet, der aus einem Nagel vom Kreuz Christi gefertigt sein soll. 
.Veit dir^ eisernen Krone wurden nachmals alle Langobardenkönige, Karl 
dct Große und viele deutsche Kaiser gekrönt. Sie ist heute noch vorhanden 
nnd befindet sich zu Monza*) im Besitz des Königs von Italien, der jetzt 
das Gebiet des einstigen Langobardenreiches beherrscht. 
Von anderen Kindern des Herzogs Garibald ist uns wenig bekannt. 
Man vermutet, daß ihm sein Sohn (Tassilo I.) in der Regierung de* 
Landes nachfolgte und daß dieser das Herzogtum wieder einem Sohne, 
foortbnlb II., vererbte. Schon zu dieser Zeit begannen Einfälle von 
feindlichen Nachbarvölkern, die int Osten wohnten. Derartige Angriffe, 
deren sich Bayern kaum erwehren konnte, dauerten mehr als drei Jahr¬ 
hunderte und wir werden noch viel davon hören. Damals waren es die 
Slaven und Atmrat, gegen welche die Herzoge ihr Land zu verteidigen 
hatten. Es geschah mit wechselndem Glück; bald waren die Bajnwarier 
Zieger bald Besiegte. Nach dem letzten Sieg Garibaldis II. über die 
Aöaren kamen dieselben lange nicht wieder. Sie hatten nämlich im eigenen 
Lande Ruhe zu stiften. 
Die Agilolfinger ertrugen ihre Abhängigkeit von den Frankenkönigen 
stets unwillig. Wir treffen daher immer wieder anf Versuche, sich von 
der Oberherrschaft frei zu machen. Unter den letzten Königen der Franken 
aus dem Hanse der Merovinger waren die Herzoge wieder unabhängig. 
Es regierte damals in Bayern Theodo. Dieser teilte das Reich unter 
seine drei Söhne. Es war die erste Teilung in Bayern. Dieser Vor¬ 
gang wiederholte sich aber nur allzu oft. Der Vater teilte mit dem Sohne, 
die Söhne wieder mit den Söhnen und so ging es weiter. Diese Zer- 
¥) Stabt bei Mailavb in bei Sonibarb.’i.
	        
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