Phönizier. 3
hohe Spitzsäulen aus einem einzigen Syenitblock, und Kolosse, Bildsäulen vou über¬
natürlicher Größe, gewöhnlich in sitzender Stellung. Die Obelisken sind gewöhnlich
mit Inschriften bedeckt. Von der ungeheuren Ausdehnung der ägyptischen Tempel er¬
hält man einen Begriff, wenn man sich vergegenwärtigt, daß das Dorf Luxor iu
Oberägypten in den Ruinen eines Tempels erbaut ist. Die Pyramiden sind vier¬
seitige, oben spitz zulaufende Bauwerke vou ungeheurer Ausdehnung. Am bedeutendsten
sind die Pyramiden bei Gizeh am linken Ufer des Nil, Kairo gegenüber. Die
Pyramide des Cheops ist wenig niedriger als der Kölner Dom, und eine Seite ihrer
quadratischen Grundfläche mißt mehr als 200 m! Nach Herodot arbeiteten an ihr
100000 Menschen 20 Jahre lang. Die Pyramiden haben im Innern Gänge und
Kammern und dienten als Gräber und Denkmäler für Könige. Das Labyrinth,
unweit des Sees Möris gelegen, war ein Palast mit 3000 Gemächern, die zur Hälfte
über, zur Hälfte unter der Erde lagen. Außerdem finden sich Spuren von künstlichen
Seen und Kanalanlagen.
Geschichte. Schon um 3000 v. Chr. foll ein ägyptisches Reich mit der Haupt¬
stadt Memphis bestanden haben. Um 2000 drang aus Asien ein Hirtenvolk erobernd
ein. Damals war es wohl, als Joseph, der Sohn Jakobs, nach Ägypten kam.
Um 1500 wurde Moses geboren. Der berühmteste König ist Ramses II.,
von den Griechen Sesostris genannt. Er war ein gewaltiger Herrscher, gründete
das „hundertthorige" Theben uud sührte glückliche Kriege. Er war wohl der
König, welcher die Juden bedrückte uud zu schwerer Arbeit zwang. Psammetich
gelangte um 650 mit Hilfe griechischer Seeräuber zur Alleinherrschaft. Pharao Necho
baute einen Kanal vom Nil bis zu den Bitterfeen uud ließ durch Phönizier Afrika
umschiffen. Er wurde vou Nebukaduezar besiegt. Der letzte König von Ägypten,
Psammenit, verlor im Kampfe mit dem Perserkönig Kambyses Thron und Leben,
und Ägypten wurde eine persische Provinz. 331 eroberte Alexander der Große das
Land und gründete am nordwestlichsten Rande des Nildeltas die Stadt Alexandria.
Nach dem Untergang des macedouischeu Weltreichs wurde Ägypten wieder von eigenen
Königen regiert, bis es 30 v. Chr. in die Gewalt der Römer kam.
2. Die Phönizier.
Phömzien und seine Bewohner. Phönizien war ein 25 Meilen langer,
4—5 Meilen breiter Küstenstrich nordwestlich von Kanaan. Von den Ausläufern
des Libanon durchzogen uud wenig wasserreich, war das Land weder für den Ackerbau
noch für die Viehzucht geeignet. So waren die Bewohner auf das Meer angewiesen,
das in zahllosen kleinen Buchten ins Land eindrang. Der Fischfang machte sie mit
den Gefahren des Meeres vertraut und lehrte sie diese überwinden. Bald genügten
ihnen nicht mehr ausgehöhlte Baumstämme als Fahrzeuge; sie bauten vielmehr
leichtere Kühne und erfanden Ruder, Steuer und Segel. Einstmals verschlug der
Sturm einen Schiffer über das offene Meer zu der gesegneten Insel Cypern. Die Kunde
von dem Reichtum der Insel lockte zu wiederholter Fahrt. Wohl verwehrten anfangs
die Bewohner die Landung, aber sie wichen der Gewalt. Mit reicher Beute schifften
die Phönizier heim. Der leichte Gewinn, Übervölkerung im Lande, und Lust zu
Abenteuern führte sie immer weiter. Sie tauschten Waren und plünderten, wie es
gerade glückte. Ihr Geschick wuchs. Sie lernten größere Schiffe bauen, Segel nach
dem Wind stellen, dem Sturme ausweichen oder ihm trotzen. Die Sterne des Himmels
zeigten ihnen den Weg. Aus armen Fischerdörfern erhoben sich Tyrus und S id on
zum Markte für Syrer und Kammiter.
Ter phönizische Handel. So wurden die Phönizier nach und nach das
bedeutendste Handelsvolk des Altertums. Nachdem sie erkannt hatten, daß es für sie
vorteilhafter fei, als friedliche Kaufleute statt als Räuber an den Küsten zu landen,
traten sie in Handelsbeziehungen zu allen Völkern, die sie mit ihren Schiffen erreichen
konnten. Keine Küste war ihnen zu entlegen, kein Meer zu stürmisch! Silber holten
sie in Spanien, man sagt, in solcher Menge, daß sie selbst Anker daraus gosseu. Aus
Britannien holten sie Zinn, von den Küsten der Ostsee den Bernstein und von Ceylon