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hatte keine Rüstung angelegt und befand sich in der höchsten Gefahr. Da
wechselte einer seiner Getreuen mit ihm das Pferd. Der Herzog kam
unbemerkt davon und jener mit dem stolzen, reich geschmückten Roß wurde
gefangen genommen. So rettete ein entschlossener Mann mit Aufopferung
des eigenen Lebens seinen Fürsten vor schmachvoller Gefangenschaft.
Heinrich X. war der mächtigste Fürst in Deutschland. Er schaffte
Ruhe und Ordnung überall. Seine kräftige Hand spürten vor allem die
adeligen Wegelagerer und Ltraßenräuber. Die Raubburgeu wurden zer¬
stört und die Räuber mit dem Tode bestraft. Heinrichs des Stolzen größtes
Friedenswerk, das lange als ein Wuuder der Baukuust angestaunt wurde
war die steinerne Brücke über die Donau bei Regensburg. Elf Jahre
dauerte es, bis dieselbe (300 m lang, 10 m breit) vollendet wurde. — Die
Brücke wird heute noch benützt.
Auf der Rückkehr von Italien starb Kaiser Lothar uud Heinrich
rechnete bestimmt darauf, daß nun er selbst Kaiser werden würde. Allein
die Großen des Reiches, denen er zu mächtig war, wählten den Hohen¬
staufen Konrad III. Dieser ließ auf einem Reichstage beschließen,
daß kein Fürst mehr als e i n Herzogtum regieren dürfe. Heinrich sollte
also eines seiner Herzogtümer Sachsen oder Bayern herausgeben. Da er
sich weigerte, wurde er abgesetzt uud in die Acht erklärt. Damit entbrannte
ein langer und verderblicher Kampf zwischen den Welfen und Hohenstaufen.
Letztere wurden auch Waiblinger genannt, nach ihrer Brug Waiblingen
m Schwaben. „Hie Welf!" „Hie Waibling!" dieser Streitruf erscholl
nicht nur in Deutschland sondern auch in Italien, wo er überall viel Blut¬
vergießen verursachte. In voller Manneskraft starb ganz plötzlich (1139)
bet gewaltigste Fürst, der seit langem über Bayern geherrscht. Biele
Feinde hatte er gebemütigt, viele Burgen gebrochen, viele Siege erfochten.
Mit seinem Tobe ging keineswegs der Streit zu Ende. Er wurde
für Heinrich des Stolzen zehnjähriges Söhnchen von dessen Oheim fort¬
gesetzt. Der letzte Welse in Bayern war Heinrich XII. der Löwe, eben
dieser Sohn Heinrichs X. Warum ber Löwe nicht Heinrich XI. heißt?
Das hat seinen Gruub barin, baß, bevor er vom Kaiser Konrab III. seine
Sauber als Lehen erhielt, nacheinander zwei Brüber bes Kaisers Herzoge
in Bayern würben. Der letzte bieser beiben hieß Heinrich XI. Jasomir-
gott. Der Fürst hatte biesen Beinamen von ber Gewohnheit, bei allem,
was er beteuern wollte, bie Worte zu gebrauchen: „Ja, so mir Gott!"
b. h. so wahr mir Gott helfe! Heinrich Jasomirgott heiratete bie Witwe
Heinrichs bes Stolzen unb würbe babitrch ber Stiefvater von Heinrich
betn Löwen.
^Nach bem Tobe Kaiser Konrab III. gelangte Friebrich I., von
ben Italienern Barbarossa (Rotbart) genannt, zur Kaiserwürbe. Er hielt
es für klüger, sich mit ben mächtigen Welfen zu vertragen, als sie zu be-