Full text: Vaterländische Geschichte

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Herzogtum Bayern belehnte. Otto I. regierte leider nur wenige Safire 
über Bayern. Mit starkem Geist uud kräftiger Hand führte er die Herr¬ 
schaft. Er war im Kriege ein tapferer Held, im Frieden ein weiser Fürst 
Voll väterlicher Sorge bereiste er sein Laud und saß selbst an vielen Orten 
zu Gericht. Alle Streitigkeiten schlichtete er hierbei in gerechter Weise 
namentlich den Schwächeren und Unterdrückten oerhalf er zu ihrem Rechte' 
Er war der letzte Bayernherzog, der die Rechtsprechung selbst besorgte' 
Allenthalben stiftete er Ruhe unb hielt auf Ordnung im Lande. Die Stadt 
Kelherm verbaust ihm ihre Entstehung. — Kaiser Friedrich Barbarossa 
lud den Herzog zu einem Reichstag nach Konstanz ein. Dort sollten die 
Streitigkeiten mit den italienischen Städten geschlichtet werden. Der 
Herzog erschien, wurde aber frank und starb aus der Heimreise in der Brug 
Pfnllenborf, unweit Konstanz. In -der alten Schyrengrnst zn Scheyern 
wurde er beigesetzt. Zwei Söhne des Kaisers und viele Vornehme des 
Reiches und Laiides geleiteten ihn zur letzten Ruhestätte. Das Volf trauerte 
sehr um feiiteu guten Fürsten. 
Sem Sohn Ludwig I. der Kelheimer folgte ihm auf dem Throne 
nach. Rach des Baterv Tobe wurde diesem fofort die Herzogswürde über- 
tragen, obwohl er erst 9 Jahre alt war. In seine Regierungszeit fällt 
der große Kreuzzug Barbarossas. Mit eiitem auserlesenen Heere zog 
der Kaiser nach Palästina. Schon war er in Kleinasien, da fand er im 
Flusse Saleph einen unerwarteten Tod (1190). Zuhause wollte man gar 
nicht an des Kaisers Tod glaubeu. Die Sage läßt ihn verzaubert in einem 
unterirdischen schlosse des Kyffhäusers ruhen, bis er einst wiederfommt 
und das Reich zu neuer Herrlichkeit bringt. Auf Barbarossa folgte sein 
Sohn^Heinrich VI. als deutscher Kaiser. — Damals brach in Bayern 
eine Fehde aus zwischen den Grafen von Bogen und dem von Ortenbnrg. 
Der jnuge Herzog wollte Friede schaffen,' aber fein Heer wurde geschlagen 
uud Bayern stark verwüstet. Erst der Kaiser stiftete Ruhe zu Gunsten Lud¬ 
wigs des Kelheimers. Dieser begleitete ihn dann auf einem Zuge nach 
Jtalieii. Als Heinrich VI. gestorben war, wurde von einem Teil der 
Fürsten Philipp von Schwaben, sein Sohn, von den anderen Otto von 
Braunschweig, ein Sohn Heinrichs des Löwen, zum Kaiser gewählt. Da 
feiner dem andern weichen wollte, so gab es auf einmal zwei Kaiser in 
Deutschland, ein absonderlicher Zustand, der sich auch später leider mehr¬ 
mals wiederholte. 
Eine schreckliche Begebenheit spielte sich zwischen einem Bettern des 
Bayernherzogs, einem leidenschaftlich jähzornigen Mann, uiid jenem 
Philipp öon Schwaben ab. Pfalzgraf Otto VIII. von Wittels¬ 
bach war vorn Kaiser an seiner Ehre gefränft worden. Aus Rache tötete 
ber Erzürnte den Kaiser auf ber alten Burg bei Bamberg (1208). Der 
Mörber irrte ruhelos im Laube umher, bis er zwischen Kelheim unb Regens-
	        
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