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Landwehrmütze. Das reinste Glück suchte und fand er in ländlicher Stille
innerhalb seines Familienkreises. Am liebsten weilte er in dem stillen,
einsamen Paretz, wo er einst die frohen Tage mit seiner Luise verlebte.
Recht einsam fühlte er sich, als alle seine Söhne und Töchter verheirathet
waren; deshalb schloß er mit der zur Fürstin von Liegnitz erhobenen
Gräfin Auguste vou Harrach, einer der edelsten und liebenswürdigsten
Frauen der höheren Kreise, eine zweite Ehe zur linken Hand, d. h. ohne
Übertragung fürstlicher Rechte auf ihre Kinder. Sie ist ihm bis zu
seinem Tode eine treue Pflegerin und Gefährtin gewesen und hat sich die
Liebe der Unterthanen und der ganzen königlichen Familie in reichem Maße
erworben.
10. Tief betrauert von seinem Volke, das seine herrlichen Eigenschaften
wohl anerkannt hatte, verschied der edle König am 7. Juni des Jahres 1840.
^ach seinem Wunsche hat er im Mausoleum zu Charlottenburg seine Ruhe¬
stätte an der Seite der Königin Luise gefunden, deren Bild in seinem
Herzen stets lebendig geblieben war.
11. Bereits am 1. December 1827 hatte Friedrich Wilhelm zwei
Urkunden niedergeschrieben, die eine: „Mein letzter Wille" trägt den
Spruch: „Meine Zeit in Unruhe, Meine Hoffnung in Gott", die andere
sollte dem Kronprinzen seine schweren Herrscherpflichten an's Herz legen.
Beide Schriften werden als das Testament Friedrich Wilhelm's III. verehrt.
Sein Sohn und Nachfolger veröffentlichte dieselben mit folgendem Zusatz:
„Der Heldenkönig aus unserer großen Zeit ist geschieden und zu seiner
Ruhe an der Seite der Heißbeweinten und Unvergeßlichen eingegangen.
Ich bitte Gott, den Lenker der Herzen, daß er die Liebe des Volkes, die
Friedrich Wilhelm III. in den Tagen der Gefahr getragen, Ihm Sein
Alter erheitert und die Bitterkeit des Todes versüßt hat, auf Mich,
Seinen Sohn und Nachfolger, übergehen lasse, der Ich mit Gott ent¬
schlossen bin, in den Wegen des Vaters zu wandeln."
§ 34. Friedrich Wilhelm IV. 1840-1861.
Bewegungen unter den polen, Krakau wird österreichisch 18^6. — Reformversuche des Papstes
pius IX. in Italien (8^. — Sonderbundskrieg in der Schweiz J847. — Die Februarrevo-
lution in paris, 2H. Februar J8^8. — Frankreich zum zweiten Male Republik J(8^8-H85L — Re¬
volutionäre Bewegungen in Deutschland und Oesterreich 18^8. — Deutsche Nationalversammlung
IM8-I8H9> — Prinz Louis Napoleon wird Präsident der französischen Republik (J(0. December *8)8). —
Krieg Desterreichs gegen Sardinien M8-M9. — Aufstand der Ungarn J848-J849. — Franz Joseph I.
von (Oesterreich 18^8. — Drei Kriege Schleswig Holsteins gegen Dänemark 1(8^8-1851. — (Erste
allgemeine Industrie-Ausstellung in London J(85J(. — Louis Napoleon löst durch einen Staatsstreich
die Nationalversammlung auf, 2. December 1851 — Louis Napoleon wird durch wabl des Volkes
als Napoleon III. Kaiser der Franzosen J(852 (J(. December)-1870. — Krieg der lvestmäcbte Eng¬
land und Frankreich gegen Rußland (Krimkrieg) I85-H856. — Alexander II. von Rußland 1855. —
Krieg Frankreichs und Sardiniens gegen (Oesterreich X859.
1. Friedrich Wilhelm IV. wurde am 15. October 1795 geboren.
Seine Jugendzeit war von dem glücklichsten Familienleben umgeben, aber
auch bald genug sollte er die Wandelbarkeit des Glückes kennen lernen: das
Jahr 1806 wirkte erschütternd auf den elfjährigen Prinzen. Seine un¬
vergleichliche Mutter Luise pflegte seinen für alles Große, Schöne nnd
Erhabene regen und empfindlichen Sinn durch die sorgfältigste Erziehung
und legte in seinem Herzen den festen Grund wahrer Gottesfurcht. Im
Jahre 1808 schrieb sie über ihn an ihren Vater: „Er hat vorzügliche