Full text: Preußens Geschichte in Wort und Bild

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6. Ehe aber Napoleon einen entschlossenen Angriff wagen konnte 
(Zusammenstoß bei Saarbrücken, Lnlu's Feuertaufe), eröffnete der 
Kronprinz Friedrich Wilhelm mit seinem Generalstabschef Blumen¬ 
thal, indem er am 4. August von Landau und Germersheim aus auf 
Weißenburg und Lauterburg vorging, den großen siegreichen Feldzug gegen 
das französische Kaiserreich. Noch an demselben Tage erstürmten unter 
seinen Augen Preußen (5. und 11. Korps) und Bayern (unter 
General Hartmann) die französische Grenzstadt Weißenburg und den 
dahinter liegenden befestigten Gaisberg. An 1000 Gefangene, meist 
Tnrkos aus Algier, fielen den Siegern in die Hände. Schon zwei Tage 
später kam es zu der größeren Feldschlacht bei Wörth (6. August), wo 
die durch Zuzüge verstärkte Armee Mac Mahon's trotz starker Stellung 
und tapferer Gegenwehr von dem Kronprinzen geschlagen und in wilder 
Flucht zurückgeworfen wurde. Zwei stattliche Kürassierregimenter ver¬ 
mochten den Rückzug nicht zu decken; von dem furchtbare« Gefchützfener 
der Deutschen wälzten sich bald Roß und Reiter im blutigen Knäuel am 
Boden. Die Reste der geschlagenen Armee flüchteten in das Lager von 
Chalons. An demselben Tage errang die deutsche Nordarmee unter 
Steinmetz bei Saarbrücken und Forbach nach blutiger Erstürmung 
der Spichmr Höhen einen schweren, aber glänzenden Sieg über das 
französische Armeekorps des Generals Frossard, der sich nach Metz zurückzog. 
Solche glorreiche Erfolge riefen in Deutschland einen unendlichen Jubel 
hervor; die gefürchteten Turkos und Zuaven, die Napoleon gegen die 
Deutschen in's Feld geführt hatte, die Chassepots und Mitrailleusen hatten 
ihre Furchtbarkeit verloren. Einen gewaltig niederschmetternden Eindruck 
machten dagegen die Niederlagen der französischen Armee in Paris. Den 
Oberbefehl über das französische Heer legte Napoleon nieder, Marsch all 
Bazaine übernahm denselben. 
7. Der weitere Kriegsplan der Franzosen schien nun dahin zu gehen, 
den Osten Frankreichs bis auf die beiden Festungen Metz und Straßburg 
preiszugeben, bei Chalons sämmtliche Armeen zu sammeln und den heran¬ 
kommenden Deutschen die entscheidende Schlacht zu liefern. Um das jedoch 
zu erreichen, mußte Bazaine schleunigst bei Metz die Mosel überschreiten, 
um über Verdun nach Chalons vorrücken zu können. Das Zustande¬ 
kommen dieses Planes vereitelten aber die kräftig verfolgenden deutschen 
Armeen durch die Schlachten um Metz 14.—18. August. Dicht vor 
Metz gelang es Abtheilungen der ersten Armee unter Steinmetz, durch 
rechtzeitigen Angriff in der Schlacht bei Courcelles am 14. August 
den bereits beginnenden Abmarsch der Bazaine’)chen Armee für diesen und 
den folgenden Tag zu verzögern und aufzuhalten, während die zweite Armee 
südlich von Metz über die Mosel ging und die Straßen, die von Metz 
auf Verdun führen, besetzte. Als am 16. August Bazaine den unter¬ 
brochenen Abmarsch seiner Armee auf der Straße nach Verdun an dem 
linken Mofelufet wieder aufnahm, stieß er bei Mars Ist Tour und Vionville 
auf das 3. preußische Armeekorps (Brandenburger) unter General Alvens- 
leben, das den Kampf gegen die feindliche Uebermacht 6 Stunden lang allein 
aushielt und in heldennmthiger Ausdauer auf ein Drittheil seiner Mann¬ 
schaften herabsank. An Reiterei war nur das altmärkische 16. Ulanen-
	        
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