König und verlangte, daß derselbe ihm entweder sogleich das Königreich
abtreten, oder die Entscheidung darüber dem Pabste oder einem Zwei¬
kampfe überlassen solle. Harald erwiederte: „Der Gott der Schlachten
wird bald zwischen uns Schiedsrichter sein." So kam es zu der großen
Schlacht bei Hastings an der Südküste Englands (1066). Von beiden
Seiten ward tapfer gestritten. Als aber Harald, von einem Pfeil ge¬
troffen, zn Boden sank, neigte sich der Sieg auf Wilhelms Seite. Wil¬
helm bestieg nun den englichen Königsthron, man nannte ihn Wilhelm
den Eroberer. Die Angelsachsen wurden von ihm und seinen nor¬
mannischen Nachfolgern vielfach unterdrückt. Hänfig zwar erhoben sie
sich gegen ihre Bedränger, aber immer ohne Erfolg. Französische Sprache
und Sitte ward damals durch die normannischen Herrscher und die vielen
Ritter, welche mit Wilhelm ans Frankreich gekommen waren, weit und
breit durch England verbreitet.
D. Frankreich.
Frankreich bis zur Beendigung der französisch-englischen kriege.
§ 114. Frankreich bis zu Kart VII. Durch den Vertrag von
Verdun im Jahre 843 war Westfranken unter Karl dem Kahlen, dem
jüngsten Sohne Ludwigs des Frommen, ein eigenes Reich geworden.
Später nannte man dies Reich, als für Ostfranken der Name Deutsch¬
land aufgekommen war, nicht mehr Westsranken, sondern schlechthin
Frankreich. Die Nachkommen Ludwigs des Frommen (die Karolinger)
herrschten nach dem Vertrage von Verdun etwa noch 150 Jahre über
Frankreich. Nach ihrem Aussterben wählte man einen französischen Großen
mit Namen Hugo Capet zum Könige. Die Nachkommen desselben
aus dem Throne Frankreichs nennt man Capetinger. Als nun aber
auch dieses Herrscherhaus im Jahre 1328 ausgestorben war, erhob sich
um den französischen Thron ein großer Streit. Nämlich Nachfolger des
letzten Capetingers ward ein Neffe desselben, Philipp von Valois,
welcher als Philipp VI. den Thron bestieg. Aber auch Eduard HI.
König von England, machte Ansprüche aus die Herrschaft, weil er eben¬
falls ein Neffe des letzten Capetingers war. So entstand zwischen Eng¬
land und Frankreich ein gewaltiger Krieg, welcher mit mehrfachen Unter¬
brechungen über hundert Jahre lang gedauert hat und Frankreich arg
verwüstete. Ansangs waren die Engländer gegen die Franzosen meistens
im Vorteil, mehrmals kamen sie mit großen Streitkrästen herüber nach
Frankreich und besiegten ihre Gegner. Die berühmtesten Schlachten, in
welchen die Franzosen geschlagen wurden, sind die bei Cressy (1346)
und bei Azincourt (1415) in Nordsrankreich. Dadurch kam es, daß
die Engländer in Frankreich das Uebergewicht erhielten und sogar die