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(1700—1721). Karl rückte nämlich rasch in Rußland ein und schlug
mit nur 8000 Schweden 40,000 Nüssen in der Schlacht bei Narwa
(1800). Daraus fiel er auch in Polen ein, besiegte den König von
Polen und Kurfürsten von Sachsen August H in mehreren Schlachten und
zwang ihn, mitten in feinem eigenen Kurfürstentum Sachsen, in Altran¬
städt bei Leipzig, zum Frieden (1706). Unterdessen hatte sich Peter
der schwedischen Ostseeprovinzen Ingermanland, Estland und Livland
bemächtigt und am Ausflusse der Newa die neue Hauptstadt Peters¬
burg gegründet, welche er mit Gewalt mit Einwohnern aus allen Teilen
seines Reiches bevölkerte. Jetzt kehrte Karl aus Sachsen zurück, vertrieb
schnell die Russen von der Ostsee, ließ sich aber von einem ausständischen
Kosakenhäuptling Mazeppa, der ihm Hilfe gegen Peter versprach, nach
Südraßland locken. Auf dem Marsche dahin ward er von den Russen
am 8. Juli 1709 bei der Stadt Pultawa angegriffen und besiegt.
Fast sein ganzes Heer ward gefangen genommen. Karl flüchtete nun zu
den Türken und reizte dieselben zum Kriege gegen Peter, aber die Türken
kämpften unglücklich gegen die Russen und schloffen bald mit denselben
Frieden. So mußte sich Karl dazu verstehen nach Schweden zurückzu¬
kehren, wo er 1718 bei der Belagerung der Festung F riedrichshall
in Norwegen von einer Kugel getroffen und getödtet ward. Der Krieg
zwischen Schweden und Rußland dauerte aber noch bis zum Jahre 1721,
in welchem man den Frieden von Nystadt schloß, durch welchen Peter
die Provinzen Livland, Estland und Jngermanland behielt. So hatte der
Czar feinen Zweck, die russische Herrschaft au der Ostsee auszudehnen
und Rußland dadurch zur ersten Macht des Nordens zu erheben,
erreicht. Peter starb 1725. Sein Nachfolger wurde nicht fein Sohn
Alexei, sondern seine Gemalin Katharina. Sein Sohn Alexei nämlich
hatte offen zu verstehen gegeben, daß er Peters Schöpfungen wieder um¬
stoßen würde, da hatte ihn der Vater, um dieselben besorgt, gefangen
nehmen und hinrichten lassen. — Daraus ersehen wir die Roheit Peters,
der auch in anderer Hinsicht sich häufig große Grausamkeit und tierische Ge¬
meinheit zn Schulden kommen ließ. Dennoch ist es nicht zu leugnen, daß er
Rußland groß gemacht und in die Reihe der europäischen Staaten einge¬
führt hat. Weil er sich als europäischen Fürsten fühlte, führte er in feinen
spätern Jahren den Titel Kaiser, und nannte sich Kaiser aller Reußen.
F. Die neueste Zeit.
I. Die französische Revolution.
§ 174. Ursachen und Anfang der französischen Wevotntion.
Auf Ludwig XIV. folgte in Frankreich fein Urenkel Ludwig XV.
(1714 — 1774). Derselbe gab feinem Vorgänger in Bezug auf Ver-